„Nicht in Kasernen auf Krieg warten“

■ Ruhestands-Admiral Schmähling legt ein detailliertes Abrüstungskonzept vor

Landau/Pfalz (taz) - „Erst die Politiker prügeln“, empfiehlt der Ex-Flottillenadmiral Schmähling den TieffluggegnerInnen in der Pfalz, wo man inzwischen erkannt hat, daß die Abschaffung der Tiefflüge nur der Anfang sein kann. Auf dem Seminar der „BürgerInnen gegen Fluglärm Landau“ am Wochenende entwarf der Frühpensionär wider Willen einen Fünf -Punkte-Plan zur militärischen Umgestaltung Europas.

Als erstes will Schmähling die Streitkräfte in allen Nato -Ländern „schnell und drastisch“ abbauen, bis hin zu einem Viertel der jetzigen Truppenstärken. „Ganz schnell“ verschrottet Schmähling dann Angriffsflugzeuge und Boden -Boden-Flugkörper, verringert die fremden Truppen im Land und löst die verbleibenden Soldaten aus der Vorne -Stationierung.

Im vierten Schritt geht der Admiral ans Eingemachte: Aufgabe der Kriegsführungsstrategien auf beiden Seiten, Veränderung von Operationskonzepten, Ausbildung, Ausrüstung und Übungsverhalten. An die Stelle der beiden Bündnissysteme treten Verträge der KSZE-Staaten über Obergrenzen bei Mensch und Material sowie Absprachen über deren Aufstellung und Überwachung. Danach soll vorübergehend eine internationale Sicherheitsorganisation der Vereinten Nationen entstehen, mit dem Ziel, alle „militärischen Optionen für aggressives Verhalten“ zu beseitigen. Das Bewußtsein der Bevölkerung spart der Admiral a.D. nicht aus: Weg mit der Knüppel-im -Haus-Strategie, keine Befriedigung des Sicherheitsbedürfnisses durch eigene Truppen. Eine Welt ohne Militär sei zwar, so Schmähling, eine Utopie, aber nachdenken müsse man darüber. Garant dieses Zustands soll ein Zusammenwachsen der Wirtschaft sein. Einen sofortigen drastischen Abbau der Bundeswehr fordert der von der Bundeswehr bereits abgebaute Querdenker. Die verbleibenden BWler sollen „nicht in den Kasernen auf den Krieg warten“, sondern neuen, nicht-militärischen Aufgaben zugeführt werden. Streitkräfte seien nur „ein notwendiges Übel wie Polizei und Feuerwehr“.

Marcus Lindemann