BürgerInnen gegen Mülldeponie

■ In Dortmund soll die größte Halde der Republik entstehen / AnwohnerInnen gehen auf die Straße und fordern „Einfälle statt Abfälle“ / Deponie ohne Bodenabdichtung und Entgasungsanlage / Angst vor Sondermüll

Die Stadt Dortmund plant mit einer Erweiterung ihrer bisherigen Mülldeponie Dortmund-Nordost die Errichtung der größten Deponie in der Bundesrepublik. Um dies zu verhindern, fand am Sonntagabend unter dem Motto „Fackeln im Sturm - In Dortmunds Planung steckt der Wurm“ eine Lichter und Menschenkette statt, um „Licht ins Dunkel der Dortmunder Müllpolitik“ zu bringen. Nach Angaben der VeranstalterInnen nahmen etwa 5.000 Menschen - laut Polizei nur knapp 2.500 an der kilometerlangen Lichterkette teil. Viele der DemonstrantInnen leben in unmittelbarer Nähe der Deponie, dem dichtbesiedelten Gebiet des Dortmunder Nordostens.

Neben der „Bürgerinitiative gegen die Müllkippe Dortmund -Nordost“ waren auch etliche Kirchengemeinden, Parteien und Verbände an der Organisation des Bürgerprotestes beteiligt. Heimat- und Sportvereine, sowie SPD- und CDU-Ortsvereine aus der betroffenen Region gingen gemeinsam gegen den Müllberg auf die Straße.

Nach Aussagen von Leo Bögershausen, Sprecher der Bürgerinitiative, wird die erweiterte Deponie etwa 140 Hektar umfassen und auf eine Höhe von 80 Meter anwachsen. Außerdem entspricht die seit 1962 bestehende Deponie nicht mehr den gesetzlichen Vorschriften. Nur aufgrund eines „Bestandsrechts“ kann sie nach wie vor ohne Bodenabdichtung und Entgasungsanlage betrieben werden. Tagtäglich entweichen dort ca. 1.700 Kubikmeter schädliche Gase, das Sickerwasser kann ungehindert über einen Bach in die nahegelegene Lippe fließen. Eine Erweiterung und Modernisierung der Deponie könnte zur Folge haben, daß auch Sondermüll deponiert wird.

Gerhard Niemeyer, Mitglied der Bürgerinitiative, hat gegen die Stadt Dortmund und das Umweltamt wegen Unterlassung einer ordnungsgemäßen Betreibung geklagt. Er berichtete, daß die Stadt künftig auch Klärschlämme, Asbeststäube, Asche aus Verbrennungsanlagen und auch Krankenhausabfälle dort deponieren will. Der zuständige Dezernent der Stadt Dortmund, Dr. Wolfgang Kenneweg, betonte auf einem Erörterungstermin vor dem Regierungspräsidenten im Dezember letzten Jahres, daß eine Erweiterung als Sondermülldeponie nicht geplant sei.

Bögershausen wies darauf hin, daß die Deponie auf einem ehemaligen Bergbaugelände angelegt wurde. Viele AnwohnerInnen klagen über Bergschäden, Risse im Erdreich und in den Hauswänden, die beim Einsturz alter Stollen entstanden sind. Das Landesoberbergamt hingegen erklärte, daß in der Region keine Gefahr bestünde, weil dort kein Bergbau mehr betrieben würde.

Jürgen Zilla