Die Bonner Taucher-Loge

■ Genschers Auswärtiges Amt und die Salzgitter AG sind beide in das U-Boot- und Rabta-Geschäft verwickelt / Auffallende Zurückhaltung bei der Aufklärung

Bonn (taz) - Der Skandal um die westdeutsche Beihilfe für die Giftgasfabrik im libyschen Rabta zeigt auffällige Parallelen zur Affäre um die illegal nach Südafrika gelieferten U-Boot-Blaupausen. So sitzen die Bremser bei der Aufklärung in beiden Fällen im Hause des FDP -Langzeitministers Hans-Dietrich Genscher. Im Sommer 1985 wanderte dort ein Telex mit Hinweisen auf das libysche Giftgas-Projekt über den gleichen Schreibtisch wie die Papiere über den U-Boot-Schummel - ohne Konsequenzen. In beide Exporte ist ferner die Salzgitter AG verwickelt, bis letzten Herbst zu 100 Prozent Bundeseigentum. Deren Chef Ernst Pieper, vor Jahren im Finanzministerium selbst zuständig für die Aufsicht über Bundesunternehmen, personifiziert eine Schnittstelle im politisch-industriellen Filz. Unter seiner Federführung wurde Salzgitter im Oktober 1989 privatisiert. Durch den Kauf des Staatskonzerns wurde die Preussag AG der zwölftgrößte deutsche Konzern. Ernst Pieper, Chef der übernommenen Salzgitter AG wurde, nicht gerade branchenüblich, Boß des neuen Gesamtkonzerns. Manager und Ingenieure der Salzgitter, die bisher gerne so taten, als wüßten sie nicht einmal, auf welchem Stern Libyen liegt, verfügen über reiche Libyen-Erfahrung: Zusammen mit drei weiteren westdeutschen Firmen setzte der Konzern bei Zuara den Chemie-Komplex „Abu Kammash“ in den Sand. Außenminister Genscher, ganz U-Boot-Profi, bleibt beharrlich auf Tauchstation. Mehr über die Loge der Taucher auf Seite 3.