Wildernde Hoffnung

■ Das ZDF zeigt einen preisgekrönten Film aus der CSSR

Ein Reh zu töten ist, als ob man einen Menschen tötet“, sagte einst Leo Popper. Aber das war vor dem Krieg, und damals trug er noch keinen gelben Stern auf der Jacke. Leo Popper, Handlungsreisender bei der Firma Elektrolux, schlägt sich mit dem Verkauf von Kühlschränken und Staubsaugern so recht und schlecht durchs Leben. Eines Tages kommt ihm der Zufall zu Hilfe, und er kann auf der Wohlstandsleiter ein paar Sprossen nach oben klettern.

Er läßt seinen Söhnen Boxunterricht geben, denn sie sollen sich wehren können. Er ersteht einen Fischteich, weil er Karpfen über alles liebt. Und er bemüht sich um die Gattin des Direktors. Seine erhebendsten Augenblicke verbringt er auf der Waldwiese, wo er durchs Fernglas Rehe beobachten kann.

Aber bald kommt der Krieg, mit dem Wohlstand hat es ein Ende. Obgleich er der beste Handlungsreisende der Firma ist, muß er ausscheiden. Sein Fischteich wird von deutschen Besatzern beschlagnahmt, und seine Familie gerät in Not. Schließlich erreicht ihn die Nachricht, daß seine beiden ältesten Söhne ins Konzentrationslager müssen. Der verzweifelte Vater geht auf der Rehwiese wildern. Er will seinen Kindern genügend Fleisch mit auf den Weg geben, weil er glaubt, daß gerade Rehfleisch seinen Söhnen helfen wird, im Lager zu überleben. Dieser Glaube hilft ihm auch über den inneren Widerstand hinweg, das Wild, das er so liebt, zu töten.

Aus dem Blickwinkel einer jüdischen Familie zeigt Regisseur und -drehbuchautor Karel Kachyna, wie deren unbeschwertes Dasein durch das Heraufziehen der nationalsozialistischen Bedrohung allmählich zerstört wird. Kachyna beschreibt die Auseinandersetzung mit Terror und Menschenverachtung und das hilflose Akzeptieren der Erniedrigung.

Der Tod der herrlichen Rehe basiert auf einer Erzählung von Ota Pavel. Das Buch wurde in der CSSR ein großer Erfolg und brachte seinem Autor den Ruf eines sensiblen Erzählers ein. Ota Pavel (1930 - 1973) lebte und arbeitete in Prag, zuletzt als Journalist beim Prager Rundfunk.

Der Film, den das ZDF in deutscher Erstaufführung vorstellt, wurde mit großem Erfolg auf dem 15. Internationalen Filmfest in Moskau gezeigt, erhielt den Sonderpreis der Jury auf dem Filmfestival in Bratislava 1987 und im gleichen Jahr den Preis der tschechoslowakischen Filmkritiker.

Der Tod der herrlichen Rehe, ZDF, 22.40Uhr