Uneinigkeit über den Preis für AEG- und MBB-Werke

■ Verhandlungen zwischen Daimler und Käuferkonsortium über „Fusionsreste“ abgebrochen

Bremen (taz/dpa) - Nach Darstellung eines Firmensprechers von Krupp Atlas Elektronik (KAE) ist die Entwicklung in Osteuropa der Grund dafür, warum sich Daimler und ein Konsortium aus Werften und Rüstungsunternehmen nicht auf einen Preis für die „Reste“ aus der Daimler-MBB-Fusion einigen können. Das Konsortium sei aber weiterhin am Zustandekommen der „Systemtechnik Nord“ interessiert. Am Montag waren die Verhandlungen zwischen der Daimler-Benz -Tochter Deutsche Aerospace (Dasa) und der Firmengruppe abgebrochen worden.

Dabei hatten sich die Minsterpräsidenten der norddeutschen Bundesländer das so schön vorgestellt. Im letzten Herbst, damals noch als kleines Druckmittel eine Sperrminorität im Aufsichtsrat von MBB in der Hand, hatten die vier Länderchefs gefordert, daß parallel zu ihrer Zustimmung für die Daimler-MBB-Fusion eine Zukunftssicherung für die Marine - und Sondertechnik vereinbart wird, die im bundesdeutschen Norden konzentriert ist - mit „Sondertechnik“ ist schlichtweg die Rüstungsproduktion gemeint.

Im November wurde dies nach komplizierten Verhandlungen in einer Absichtserklärung festgeschrieben.

Zur Erinnerung: Mit einer Auflage des Bundeswirtschaftsministeriums war Daimler im September letzten Jahres verpflichtet worden, nach der Fusion mit MBB die Bereiche Marine- und Sondertechnik aus dem neuen Riesenkonzern auszugliedern. Betroffen waren davon die Telefunken Systemtechnik mit Sitz in Hamburg und 1.850 Beschäftigten sowie knapp 1.000 MBB-WerkerInnen in Bremen.

Um diese Rüstungsarbeitsplätze zu sichern, hatten die Ministerpräsidenten die Initiative zur Gründung eines Firmenkonsortiums ergriffen (beteiligt wären: die Friedrich Krupp GmbH mit ihrer Tochter Krupp Atlas Elektronik und 35 Prozent, die Salzgitter AG mit ihrer Tochter Howaldtswerke Deutsche Werft AG und 30 Prozent, die überwiegend landeseigene Werft Bremer Vulkan mit 30 Prozent, der französiche Rüstungskonzern Matra und drei kleinere Werften mit insgesamt fünf Prozent).

Der Thyssen-Konzern, der am liebesten die Fusionsreste im Alleingang aufgekauft hätte, dafür aber mit der roten Kelle des Bundeskartellamts aus Berlin rechnen mußte, bekam zudem eine Option auf den Beitritt zum Konsortium.

Doch von der beteuerten Verständnisbereitschaft zwischen Politik und Industrie im Norden und den Herren mit dem Guten Stern im Süden kann inzwischen keine Rede mehr sein. Ein Dasa-Sprecher: „In den Verhandlungen sind Schritte zurückgemacht worden.“ „Differenzen in der Preisfrage“ räumt der Dasa-Firmensprecher ein. Aus der Umgebung des Bremer Bürgermeisters Wedemeier, der sich besonders für die Systemtechnik Nord engagiert hatte, klingt es drastischer. „Beim Kaufpreis sind die Verhandlunspartner weit, weit auseinander.“ Endgültige Gutachten, die den Schätzpreis von etwa einer Milliarde präzisieren könnten, wurden erst spät vergeben und liegen noch nicht endgültig vor.

Die Zeitvorstellungen werden unter diesen Voraussetzungen kaum mehr eingehalten werden können, Ursprünglich sollte die Übernahme bis zum 1. April diese Jahres über die Verkaufsbühne gegangen sein. Wann, ob und mit wem die Verhandlungen überhaupt weitergehen, ließ der Dasa -Firmensprecher gestern offen. In einem war er sich jedoch sicher. Die Politik der Nordlichter hat kaum mehr Einfluß: „Die haben jetzt nicht mehr die Macht, weil sie die Fusion nicht mehr verhindern können.“ Der Kaufpreis, scheint's, wird jetzt im Osten gemacht.

Airbus-Entscheidung

auf 2. März verschoben

Die Entscheidung über eine mögliche Airbus-Endmontage in Hamburg ist derweil vom 23. Februar auf den 2. März verschoben worden. Die Aufsichtsratssitzung des europäischen Konsortiums Airbus Industrie wurde ausschließlich wegen Termingründen verlegt, betonte ein Sprecher. Es gebe dafür keine inhaltlichen Ursachen.

hbk/diba