Bekennerschreiben zum Anschlag auf RWE

Eine „kämpfende Einheit Cepa Gallende“ hat die Verantwortung für den sechsstelligen Sachschaden übernommen / „Wir kämpfen gegen ein Europa des Kapitals / Bezüge zur spanischen GRAPO, der RAF und ihrem Hungerstreik / „Gemeinsam neue offensive Phase schaffen“  ■  Von Wolfgang Gast

Berlin (taz) - Zu dem Sprengstoffanschlag auf die Hauptverwaltung des „Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerks“ (RWE) hat sich gestern eine „kämpfende Einheit Cepa Gallende“ bekannt. Bei dem Anschlag in der Essener Innenstadt in der Nacht auf Montag war ein Sachschaden von mehreren hunderttausend Mark entstanden. Zwei Anwohner, die einen Schock erlitten, sind inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen.

Das zweiseitige Bekennerschreiben beginnt mit den Worten: „Wir haben heute, am 4.2. die Hauptverwaltung der RWE mit zwei Sprengsätzen angegriffen.“ Das RWE sei der gößte private Energieerzeuger und einer der größten Konzerne in Europa. Es sei am Braunkohleabbau, an Ölbohrungen im Wattenmeer und am Uranabbau in Afrika und Australien beteiligt, ihre „destruktive Politik“ werde beim Atomgeschäft „am schärfsten deutlich“. Weiter heißt es: „Wir kämpfen gegen ein Europa des Kapitals. Indem wir die Konzerne angreifen, treffen wir die, die die Bedingungen des Lebens hier diktieren.“

Benannt ist die „kämpfende Einheit“ nach dem Spanier Juan Jose Crespo Gallende, der 1981 bei einem Hungestreik der Gefangenen Mitglieder der spanischen militanten GRAPO und der PCE(r) ums Leben kam. Gefordert wird auch die Solidarität mit den spanischen Inhaftierten, die seit dem 30. November die Nahrung verweigern, um ihre „Wiederzusammenlegung“ durchzusetzen.

Ein deutlicher Bogen wird aber auch zu den Anschlägen der RAF und zum letzten Hungerstreik der RAF-Gefangenen im vergangenen Frühjahr geschlagen: „Die Organisierung unter den Kämpfenden ist eine elementare Sache für uns. Deshalb knüpfen wir jetzt mit unserer Aktion an den Angriffen des Kommandos Wolfgang Beer der RAF und der kämpfenden Einheit Sheban Atlouf/Conny Wissmann an.“ Das RAF-Kommando Wolfgang Beer hat die Verantwortung für die Ermordung des Vorsitzenden der Deutschen Bank Alfred Herrhausen übernommen. Ein Anschlag der Einheit Atlouf/Wissmann auf ein Forschungszentrum der Bayer AG bei Mohnheim scheiterte im Dezember im letzten Moment.

Im Zusammenhang mit dem gescheiterten Hungerstreik der RAF -Gefangenen heißt es in dem in Wuppertal aufgegeben Schreiben: „Gemeinsam wollen wir die Bedingungen für eine neue offensive Phase schaffen, die notwendig ist für eine gesellschaftliche Bedeutung unserer Kämpfe. In dieser Phase wollen wir zusammen mit den Gefangenen ihre Zusammenlegung durchsetzen.“

Die Ermittlungen zum Essener Anschlag hat gestern die Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe an sich gezogen. Am Montag abend wurde in Wuppertal-Elberfeld eine Hausgemeinschaft von Beamten des LKA in Düsseldorf durchsucht und Material beschlagnahmt. Der Wohnungsmieter war bei der Durchsuchung nicht zugegen, Festnahmen gab es keine.

Über die Presseagentur 'dpa‘ wurde gestern verbreitet, daß die Düsseldorfer Polizeibehörden bei der Durchsuchung zahlreiche Gegenstände sichergestellt hätten, die mit dem Essener Anschlag in Verbindung gebracht werden könnten, unter anderem Elektrobauteile, die zur Konstruktion eines Spreng satzes verwendet werden könnten.