Soulfolk aus Lust am Spiel

■ Die Berliner „Poems of Laila“ gastierten im Römer

Es ist schon bizarr, dieses Rockbusiness: war es früher der Traum einer jeden Band, nach jahrelanger harter Bühnen -Arbeit irgendwann die eigene Musik aufs Vinyl zu pressen, so führt der Weg heute oft geradewegs andersherum. So verriet der Sänger der 'Vorgruppe‘ Alien Fire am Dienstagabend im Römer zwar offenherzig, daß dies der allererste Auftritt seiner Band sei, teilte aber im nächsten Augenblick auch mit, daß man seit gestern die eigene Scheibe auf dem Markt habe. Verkehrte Welt!?

Einige Schritte weiter sind da schon die Poems for Laila aus Berlin, derentwegen sich trotzdem keine Massen ins Römer bewegt hatten. Die Gewinner des letztjährigen Senats-Rockwettbewerbes haben sich immerhin einige Live -Erfahrung angeeignet, bevor sie im Spätherbst ihre Debüt-LP veröffentlichten. Und diese Erfahrung merkt man ihnen an.

Soulfolk nennen sie ihre Musik,

ein nicht ganz zureichender Begriff für die ungewöhnliche Mischung, die das Quintett zu bieten hat. Da mischen sich von akustischen Klängen dominierte Balladen mit pogomäßigen Uptempo-Nummern, Atmosphärisches wechselt sich mit schnellen Tanzstücken ab, daß man gar nicht so schnell weiß, welche Schublade man aus-und welche wieder einpacken soll.

Die Poems for Laila leben ganz stark von der Stimme ihres Sängers Nikolai Tomas, der die überwiegende Zahl der Songs schreibt. Dazu gesellt sich mit Co-Sängerin Melissa Lou (Original US-Import) ein Wirbelwind, die die Rolle der Lasziven so perfekt beherrscht wie die der Unschuldigen. Ihre Kombination von Tanz-und Gesangs-Performance setzt der sehr emotionalen Musik die Krone auf, bringt das Konzept der Band auf den Punkt. Diese Mischung aus russischen Folklore -Rudimenten, souligen Anteilen und beinharten Tanz

Rhythmen wird zwar nie zu einem Platz im Pop-Himmel führen dazu ist das Ganze nicht glatt genug gebügelt. Aber sie packen ihr Publikum mit dem Mittel, das sie im Überfluß zu besitzen scheinen: mit Feeling. Den begeisterten Leuten im Römer wars anzumerken.üS