KOMMENTAR: Ein Ort der Scham
■ Vergewaltigte und zuständige Kripo-BeamtInnen ohne Lobby
Vergewaltigte Frauen und mißbrauchte Kinder müssen zur polizeilichen Aussage in einem fensterlosen gräulichen Loch warten, mit Zuhältern und Onkel-Tätern an einem Tisch sitzen, sollen sich dann an das Unsagbare erinnen, es aussprechen, zu Protokoll geben. Im „Bericht zur Lage der Polizei“, der heute in der Bürgerschaft debattiert wird, kommt all das nicht vor. Ein Hohn auch angesichts des vielgepriesenen „Bremer Modells“ mit Extra-StaatsanwältIn für Vergewaltigungs-Delikte. Seit zehn Jahren waren diese Zustände nacheinander drei Innensenatoren keinen Besuch, geschweige denn Taten wert.
Ein Wunder, daß die Tristesse nicht noch viel mehr auf die KripobeamtInnen abgefärbt hat. Ein Wunder, daß sie noch Kaffee, Kekse und Bonbons privat bezahlen, um sie bei Vernehmungen anzubieten. Die Geschändeten und Entwürdigten, die hier herkommen, haben keine Lobby, und die zuständigen BeamtInnen offenbar ebensowenig. Die ganze Verachtung und Nicht-Beachtung von Vergewaltigten, an Bordelle Verkauften, jahrelang als Kinder Mißbrauchten ist abzulesen an den schwärzlichen Tapeten, den dünnen Wänden, den Gaffern im Flur. Ein Ort der Scham, ohnehin.
Susanne Paas
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