Die Airlines „fliegen“ auf den Zielflughafen Zossen

■ Der neue Großflughafen soll in der Nähe von Zossen gebaut werden Lufthansa und Senatsplaner sind sich einig: „An dieses Gebiet ist gedacht“

Das gibt Zoff in Zossen. Während in West-Berlin noch über die Sinnhaftigkeit des geplanten Großflughafens „Berlin International“ diskutiert wird, sind sich Lufthansa und Interflug mit Senatsplanern bereits einig: Der neue Airport soll in Sperenberg gebaut werden, nahe der Kreisstadt Zossen. In der Umgebung dieses 5.000 Einwohner zählenden Städtchens, etwa 20 Kilometer südlich von Berlin, haben die Planer die besten Voraussetzungen für das Projekt ausgemacht. „An dieses Gebiet ist gedacht“, bestätigte gestern der Frankfurter Lufthansa-Sprecher Stefan Hilscher auf taz-Anfrage. Unter „sechs bis sieben“ möglichen Standorten, von denen Interflug-Generaldirektor Henkes noch letzte Woche gesprochen hatte, stünde der Zossener Raum auf Platz eins. Es gebe bisher aber nur „Absichtserklärungen“ für den Flughafenbau, keine „konkreten“ Vereinbarungen, betonte Hilscher. Mit ihren guten Absichten müßten sich die Flughafenplaner nicht nur gegenüber den Bewohnern des Landkreises Zossen durchsetzen, die im nahen Schöneiche jetzt schon mit einer Westmülldeponie und einer Sondermüllverbrennungsanlage geschlagen sind. Auch die sowjetischen Militärs müssen mitspielen. Genau hier befindet sich nämlich bis heute der größte Militärstandort der Sowjetarmee in der DDR. In Wünsdorf liegt ihr Hauptquartier, in Sperenberg betreibt sie einen Militärflughafen.

Genau das zählt nach Ansicht von Senatsplanern aber zu den Vorzügen des Standorts Sperenberg. Der Vize-Umweltminister der DDR, Succow, hatte kürzlich nämlich bereits angeregt, den neuen Großflughafen auf einem der heutigen Militärstandorte zu bauen, die in nächster Zeit aufgegeben werden sollen. Die Zossener Umgebung bietet nach Ansicht von Senatsplanern aus einer Reihe weiterer Gründe die besten Voraussetzungen für den Flughafenausbau. Die flache Landschaft ist „topographisch“ gut geeignet, sie ist kaum besiedelt, mit Bahnlinien aber gut erschlossen. In Zossen, Sperenberg und Wünsdorf gibt es Bahnstationen, die von der S -Bahn angefahren werden können. Der Raum südlich von Zossen gehört überdies nicht mehr zur alliierten Luftkontrollzone. Diese Zone, die Lufthansa und Interflug meiden wollen, reicht nur bis Zossen selbst.

Die beiden Fluggesellschaften hatten sich schon länger darauf „kapriziert“ (Hilscher), den Großflughafen südlich der Stadt zu bauen. Hier hoffen die Fluggesellschaften auf die Passagierströme aus dem sächsischen „Hinterland“. Standorte östlich oder westlich von Berlin fallen aus, weil dann das Stadtgebiet überflogen werden müßte.

hmt