Donnerstag/Freitag/Samstag

Der Winter hat sich zwar bis jetzt rar gemacht, aber die Redaktion des Radiomuseum von NDR 3 hatte „Väterchen Frost“ mit eingeplant: Heute abend können die Fans russischer Literatur sich beim pfeifenden Samovar was vorlesen lassen: Zwar wäre der absurde Reiz von Gogol Die Nase bei minus 20 Grad noch stärker, aber es kann auch so spannend werden, dem Herrn Major Kowalioff beim Suchen seiner verschwundenen Nase zu beobachten. Die Rundfunkfassung der Novelle ist ein Bonbon der Radiogeschichte. Günther Eich, als Dichter selbst kein Kostverächter des Absurden, hat sie in den fünfziger Jahren geschrieben. Die Nase kommt um 21.30 Uhr.

Von St.Petersburg aus ist's nicht weit zu Boris Pasternak, und der hat heute Geburtstag: Posthum wird er hundert Jahre alt. Im Westen wurde er durch seinen Roman Dr.Schiwago berühmt und mit dem Nobelpreis für Literatur geehrt. Die Sowjetunion drohte ihm beinahe mit der Ausweisung. Da Pasternaks Lyrik hierzulande wenig bekannt ist, beschäftigt sich Autor Jürgen Wolf damit. Poesie gegen Ideologie: Boris Pasternak zum 100.Geburtstag kommt um 22.30 Uhr auf hr2. Freitag

Patricia Highsmith schreibt Krimis, wie sich's gehört: Sie verwurstet Geschichte, die das Leben schreibt, banale Beziehungsdetails zu einer Story, die irgendwann auf die schiefe Bahn gerät. Dann kommt das idyllische Gleichgewicht ins Schwanken: Alice und Sydney zum Beispiel stecken in einer Ehekrise. Das kommt vor. Sie beschließen eine kurzzeitige Trennung. Auch o.k. Doch als Alice von einem Trip mit unbekanntem Ziel nicht zurückkehrt, geraten alle in Panik, bloß Sydney bleibt cool. Das ist verdächtig... Der Geschichtenerzähler ist in der hochkarätigen Besetzung mit Irm Hermann, Sabine Sinjen und Bruno Ganz zu hören. Um 22.00 Uhr auf NDR 3 Samstag

Im NDR 4 Lokalfunk stellt Johannes Unger seine Reportage über eine Wohngruppe ehemaliger Fixer vor. Hier beschreiben Drogenabhängige ihre Situation, ihre Anstrengungen, drogenfrei zu leben, ihre Enttäuschungen, ihre Perspektiven. Renate zum Beispiel hat jahrelang Heroin genommen und versucht seit einigen Monaten, von der Droge loszukommen. Einmal ist sie rückfällig geworden, da hätten die anderen sie fast rausgeschmissen. „Es ist wie mit diesem Typen in der Sage“, meint Renate, „wer sich umdreht, hat verloren!“ Ihre Mitbewohner, auch ehemalige Fixer, haben ihr noch eine Chance gegeben - vielleicht die letzte für Renate. Du darfst dich nicht umdrehen... kommt um 9.05 Uhr.

In einem Brief an Kohl äußerte der israelische Ministerpräsident die Bedenken zum Thema deutscher Wiedervereinigung. „Wir können die grölenden Massen nicht vergessen“, die auf Vernichtung der Juden aus waren, ist sein dringendstes Argument. Damit es nicht zu leicht fällt, die traumatischen Ereignisse der dreißiger und vierziger Jahre als Geschichte beiseite zu schieben, sind zum Beispiel Hörspiele wie Kennen Sie Auschwitz wichtig. Wenn Hermann R. im O-Ton die Wirklichkeit von Auschwitz erzählt wird und als Häftling Nr. 63.387 den mitleidlosen Willen zur Vernichtung und den Kampf ums Überleben vorführt, dann ist das ein Einzelschicksal, das in aufschreckend direkter Weise für alle steht. Um 16.05 Uhr im NDR 3

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