Töpfer drückt sich

■ Der Bonner Umweltminister formuliert ein klares Jein zur Stillegung der Reaktor-Invaliden im Atomkraftwerk Greifswald

Bonn (ap/taz) - Umweltminister Klaus Töpfer eiert weiter ums AKW Greifswald. Er erklärte am Mittwoch es bestehe eine „hohe Wahrscheinlichkeit“, daß in Greifswald „grundsätzliche Maßnahmen nötig werden“. Wenn westliche Sicherheitsbestimmungen herangezogen würden, sei ein Abschalten naheliegend. Dieser Ansatz werde aber „der Gesamtbedeutung dieses Problems nicht gerecht“. Da keine unmittelbare Gefahr bestehe, die sofortiges Handeln erfordere, sei Bonn bereit, „eine neue Dimension der Verantwortung“ zu übernehmen. Des Ministers Trost: In Greifswald setzen sich „sehr kompetente Fachleute“ kritisch mit der veralteten Technik auseinander.

Die DDR hat laut Töpfer Bereitschaft gezeigt, die Ergebnisse der sicherheitstechnischen Prüfung durch bundesdeutsche Experten „mit welchen Folgen auch immer, zu akzeptieren“. Allerdings müsse auch berücksichtigt werden, daß Greifswald zugleich als Fernheizwerk für die Stadtbevölkerung arbeite, ohne daß eine alternative Versorgung mit Wärme vorhanden sei.

Zur Lösung der Energieprobleme in der DDR hält Töpfer eine Eingliederung des dortigen Stromnetzes in den westeuropäischen Stromverbund für unerläßlich. Kurzfristig könne durch einen direkten Anschluß der bundesdeutschen Kraftwerke Buschhaus und OfflebenC geholfen werden.

Eine sofortige Stillegung von Greifswald hat der niedersächsische SPD-Spitzenkandidat Schröder, gefordert. „Der gefährliche Schrott in der DDR“ stelle auch eine Bedrohung für die Bundesbürger dar.