Angst in Skandinavien

■ Zeitungen schreiben über Strahlentote und Verzehrverbote

Berlin (taz) - Sollte zum Zeitpunkt eines GAU im AKW Greifswald der Wind nach Norden blasen und es regnen, sei mit „akuten Strahlenschäden“ zu rechnen. Selbst bei gutem Wetter, so ein Bericht der Kopenhagener Umweltbehörde aus dem Jahre 1987, sei von mehreren tausend Strahlentoten auszugehen, von Zwangsumsiedlungen und jahrelangen Verzehrverboten landwirtschaftlicher Produkte. Dieses Gruselszenario, das jetzt die dänische Presse vorstellte, hat beim nördlichen Nachbarn des Schrottreaktors für erhebliche Unruhe gesorgt. Trotz der in der dänischen Öffentlichkeit laut gewordenen Ängste und Proteste bleibt die Regierung aber ruhig. Sie hofft auf Nordwind und Sonnenschein während des radioaktiven Niederschlages aus Greifswald. Dann, so behauptete der Leiter des Zivilschutzes, H.P. Ryder gegenüber der Zeitung 'Information‘, bestehe „keine Gefahr akuter Strahlenschäden“. Ryders Chef, der Innenminister Thor Pedersen, sieht jedenfalls keinen Grund, die DDR zum Abschalten des Reaktors aufzufordern. Man wolle erst die Ergebnisse der Sicherheitsüberprüfungen abwarten.

Dagegen sagte Schwedens Umweltministerin Brigitta Dahl der Zeitung 'Aftonbladet‘, daß es „eigentlich keine Frage mehr ist, ob, sondern eher wann ein furchtbares Unglück in Greifswald geschieht“. Die Folgen für Schweden beschrieb der Chef der Stockholmer Atomüberwachungsbehörde SKI, Lars Högberg, im Blatt 'Dagens Nyheter‘ mit deutlichen Worten: „Die Sicherheitsmängel der ostdeutschen Reaktoren werden dazu führen, daß unter ungünstigen Bedingungen große Teile von Südschweden über mehrere Generationen hinweg geräumt werden müssen.“

peb