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IN MIR SCHRIE ES

„In einem Malkittel steckend, der mit geronnener Farbe bedeckt, wie ein Panzer steif war, mit nimmersatter Palette gegürtet und fletschenden Pinseln, so stand ich, nicht wankend, die ganze Nacht und malte mich selbst vor dem grimassierenden Spiegel. ... Hitze keuchte wie bei einer Feuersbrunst. Die Keilrahmen knackten. Weit offen stand das Fenster, und die Sterne regneten wie Raketen um meine gletscherblanke Glatze. ... In mir kochte der Wüstensommer mit Geiern, Skeletten und grellendem Durst. In mir schrie es nach knatternden Fernen und den Posaunenstößen künftiger Katastrophen. Mußte ich nicht auf meine Selbstportraits immer Blutrinnsale hineinmalen und zerfressene Wunden?! Liebte ich nicht auf allen Hintergründen den Kometenschweif und brandende Vulkane?! Ich kratzte, rieb und wetzte meine Farben. Aber elend zerrte ich dabei am Leibe, der, verhängt vom Farbenpanzer, glühte in der Krätze gräßlichem Gewimmer. O, du wilder und geblähter Bauch, ihr abrupten Gliedmaßen und ihr diabolischen Gelächter auf den Backen - und nun war mir das Leben sauer. ... Und jeden Mittag, wenn ich, verwildert von gräßlichen Träumen und feucht von Salben, aus meiner Ecke mich erhob, begann der Kampf von neuem, und jeden Morgengrauen, beim Zubettgehen, würgte mich ein schäumender Cauchemar, und ich gierte immer mit den Augen nach den unfertigen Leinwänden hin und lechzte und wand mich wie ein zerprügelter Hund.“

Aus: Ludwig Meidner: „Vision des apokalyptischen Sommers“, 1920

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