Die Begriffe auseinanderhalten

■ Betr.: "Linksabbieger", taz vom 2.2.90

betr.: „Linksabbieger“ (No coment), taz vom 2.2.90

Seit einigen Tagen sind in verschiedenen deutschen Tageszeitungen Nachrichten über eine Wandlung des Daimler -Benz-Konzerns zu lesen. Der größte bundesdeutsche Rüstungsproduzent gibt sich „konversionsfreudig“. Was sich jedoch hinter dem von Daimler-Benz-Sprecher Kleinert verwendeten Begriff verbirgt, meint nicht „Konversion“ sondern „Diversifikation“. Daß Diversifikationsvorteile ein Grund für die Fusion mit MBB, angesichts der momentan geringen Profite auf dem Weltrüstungsmarkt, waren, darauf wies zum Beispiel die Memorandumgruppe schon vor der endgültig erfolgten Fusion hin (Memorandaum 1989).

Die Daimler-Benz-Strategie ist es, den Begriff der Rüstungskonversion einseitig zu besetzen, um sich den Herausforderungen einer politischen Konversion nicht stellen zu müssen.

Bei Rüstungskonversion ist zu unterscheiden zwischen ökonomischer und politischer Konversion. Ökonomische Konversion geht davon aus, daß ein negativer Zusammenhang zwischen Weltwirtschaftswachstum und Rüstungsausgaben besteht. Deswegen müsse im wohlverstandenen Interesse der herrschenden Wirtschaftsverhältnisse eine Konversion zugunsten ziviler Produktion betrieben werden. Davon ist die politische Konversion zu unterscheiden, die von einer Analyse der Ursachen von Aufrüstung ausgeht und Rüstungsproduktion und -export als ein Symptom dieser Ursachen begreift. Ziel ist nicht nur eine Umstellung der Produktion, sondern „ein Produzieren für das Leben“, das heißt die Durchsetzung anderer Produktions- und Wirtschaftsstrukturen. Was Daimler-Benz meint, kann allerhöchstens noch als ökonomische Konversion bezeichnet werden.

Gewerkschaftliche Konversionsinitiativen sowie die Kampagne gegen Rüstungsexport haben immer wieder betont, daß eine Umstellung der Produktion nur ein erster Schritt sein kann, aber ohne die Demokratisierung der Macht und Gewaltstrukturen einer kapitalistischen Weltwirtschaft und Produktionsweise zum Scheitern verurteilt ist. Fest steht: Daimler-Benz hat den Weltrüstungsmarkt nicht verlassen und wird immer in die Richtung „konvertieren“, wo der Profit zu machen ist.

Weitere Information in: ...und morgen die ganze Welt Daimler-Benz, ein Konzern auf dem Sprung ins 21.Jahrhundert, Idstein 1990, Hrg. Kampagne gegen Rüstungsexport, Bahnhofstraße 18, 6270 Idstein/Ts.

Manfred Körber, Herzogenrath