Jesse Jackson am Kap

Erster Besuch des US-amerikanischen Bürgerrechtlers seit 1979 / Damals hatte er den Staat als „terroristisch“ bezeichnet  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

Jesse Jackson, schwarzamerikanischer Bürgerrechtler und ehemals demokratischer Präsidentschaftsanwärter, befindet sich seit Mittwoch auf Einladung des südafrikanischen Kirchenrates (SACC) zu einer einwöchigen Reise in Südafrika. Neben Oppositionsführern und Geschäftsleuten will Jackson sowohl Präsident Frederick de Klerk als auch den inhaftierten ANC-Führer Nelson Mandela aufsuchen. Jackson war zuletzt 1979 in Südafrika. Damals hatte er die Regierung verärgert, als er Südafrika einen „terroristischen Staat“ nannte.

Zu Beginn seiner Reise lobte der Baptistenpriester die von de Klerk letzte Woche angekündigten Reformen. Doch das sei erst der Anfang. „Ich mache mir Sorgen über die Ängste der Weißen und die Wunden der Schwarzen“, sagte Jackson vor der Presse. SACC-Generalsekretär Frank Chikane lobte Jackson als den Mann, „der am meisten getan hat, um Südafrika bei beiden führenden politischen Parteien in den USA zum Thema zu machen“.

Obwohl Jackson nach wiederholten Versuchen nun erstmals wieder nach Südafrika einreisen durfte, erwartet die Regierung offenbar nichts Gutes. „Es ist nicht immer leicht, mit dem Rummel um einige unserer amerikanischen Freunde umzugehen“, sagte Außenminister Roelof „Pik“ Botha vor Jacksons Ankunft. „Es wäre im nachhinein besser gewesen, wenn er zu einer günstigeren Zeit gekommen wäre.“ Doch für Jackson kann der Zeitpunkt gar nicht günstiger sein. Im historischen Moment der Entlassung Mandelas in Reichweite der Scheinwerfer zu stehen, ist verlockend. „Ich hoffe, ich kann Nelson Mandela die Straßen von Johannesburg langgehen sehen.“

„Pik“ Botha fürchtet die anhaltende Unterstützung Jacksons von Wirtschaftssanktionen gegen das Apartheidregime. In privatem Gespräch mit Südafrikas Botschafter Piet Koornhof in Washington habe der schwarze Bürgerrechtler genau das Gegenteil gesagt. „Es ist Zeit, daß dieser Unsinn aufhört“, sagte Botha herrisch. „Jesse und ich sollten offen miteinander reden.“ Dagegen hat Jackson sicherlich nichts einzuwenden. „Wir wollen, daß alle Sanktionen beendet werden. Sanktionen und Apartheid sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Beide sollten zur gleichen Zeit beendet werden.“ Darüber wolle er, von Mann zu Mann, mit Botha sprechen.