Entgiftung Bitterfelds geht nur langsam voran

■ Zehn Prozent der Chemiekapazitäten sollen stillgelegt werden / 25 Prozent weniger Schadstoffe als erhoffter Effekt

Berlin (dpa) - Die DDR bemüht sich, erste Konsequenzen aus der Vergiftung durch Chemie- und Energiebetriebe zu ziehen. Zehn Prozent der Chemie- und Energiekapazitäten im ökologischen Katastrophengebiet um Bitterfeld im Bezirk Halle sollen bis 1991 stillgelegt werden. In diese Richtung zielen Vorschläge des DDR-Ministerrates, die von einer Regierungskommission am Mittwoch im Chemiekombinat Bitterfeld erörtert wurden. Zielvorgabe: Die Schadstoffbelastung soll um ein Viertel gesenkt werden.

Nachdem ein Aluminiumwerk und Anlagen für die Viskoseherstellung bereits stillgelegt wurden, soll in nächster Zeit vor allem die Schwefelfarbenproduktion eingestellt und die Salpetersäureproduktion reduziert werden.

Mit diesen „Sofortmaßnahmen“ könne das chemische Kombinat Bitterfeld seine Schadstoffemissionen um jährlich 13.000 Tonnen senken und 1.000 Tonnen Salze weniger ins Abwasser leiten, sagte der stellvertretende Minister für Schwerindustrie, Steinberg.

Geplant sei außerdem die baldige Inbetriebnahme einer Verbrennungsanlage für Sondermüll, die internationalen Normen entspreche. Sie soll 150 Millionen D-Mark kosten. Einen Teil der Aufwendungen müßten die Betriebe selbst erwirtschaften, ein anderer Teil der Kosten soll aus dem Staatshaushalt finanziert werden.

Der Strukturwandel im Raum Bitterfeld soll dennoch nicht zur Arbeitslosigkeit führen. Nach vorläufigen Berechnungen würden 650 Arbeitsplätze eingespart, denen mehr als 5.000 freie Stellen gegenüberstehen.