Wo bleibt der Ost-Berliner Ortsmüll?

■ Auch der Ost-Berliner Ortsmüll verschwindet nicht spurlos / Müllberge trotz SERO-Recycling / Proteste von Bürgern gegen gefährliche Verbrennung des Hausmülls

Vom West-Berliner Müll und den Bürgerprotesten an den Westmülldeponien in Schöneiche und Vorketzin reden alle; aber auch die Wohlstandsreste aus der Osthälfte der Stadt verschwinden nicht spurlos. 368.000 Tonnen hinterlassen die Haushalte der Hauptstadt jedes Jahr (zum Vergleich: In West -Berlin sind es 770.000 Tonnen). Eine kleine Müllverbrennungsanlage an der Bezirksgrenze zwischen Lichtenberg und Marzahn verarbeitet 80.000 Tonnen Ortsmüll. Der Rest wandert auf die drei Deponien Schwanebeck, Wernsdorf und Schöneicher Plan (letztere liegt direkt neben der Westmüll-Kippe Schöneiche).

Proteste gibt es auch dort. In Schwanebeck und Wernsdorf schritten in den letzten Wochen verärgerte Bürger zur Deponiebesetzung; gegen die Ost-Berliner Verbrennungsanlage, die ihre Dioxine mitten in einem Wohngebiet ungefiltert ausstoßen kann, demonstrierte die Grüne Partei am 20. Januar.

Noch wachsen die Müllberge in der DDR nicht in den Himmel. Die kapitalistische Verpackungsflut hat das Land noch nicht erreicht; außerdem waren die realsozialistische Wirtschaftslenker stets an der Wiederverwertung von Rohstoffen interessiert. Davon künden die SERO -(SEkundärROhstoff)-Läden in allen Stadtteilen. Angeblich werden dort 83 Prozent aller Zeitungen und Zeitschriften und 70 bis 80 Prozent der Flaschen und Gläser wieder einsammeln; so verkündete es noch am Mittwoch dieser Woche das 'Neue Deutschland‘.

Ob diese Zahlen immer noch stimmen, darf allerdings bezweifelt werden. Denn das SERO-System basiert darauf, daß das Recyclingmaterial von den Bürger freiwillig vorbeigebracht wird. Bis zur „Wende“ erledigten das nicht völlig freiwillig - die fleißigen Fähnlein der „Jungen Pioniere“. Heute bleibt die Sammelei dem Personenkreis überlassen, der im Ost-Jargon mit dem Etikett „Assis“ belegt wird, und dessen Angehörige sich auf diesem Weg finanziell über Wasser halten (siehe obenstehende Reportage).

hmt