Urananlage in Ellweiler vor dem Aus

Der Mainzer Umweltminister Beth (CDU) will strahlende Abraumhalden der Urananlage zwangssanieren lassen Für die Betreiber heißt das Konkurs / Geschäftsführer Hamma führte das Ministerium an der Nase herum  ■  Von Thomas Krummenackeer

Ellweiler/Mainz (taz) - Die republikweit einzige Uranaufbereitungsanlage im rheinland-pfälzischen Ellweiler steht offenbar kurz vor dem endgültigen Aus. Nach langem Zögern gab der rheinland-pfälzische Umweltminister Alfred Beth (CDU) jetzt grünes Licht für eine Zwangssanierung der radioaktiv strahlenden Abraumhalden der umstrittenen Urananlage. Die für die Abdichtung der rund zehn Meter hohen Strahlenhalden veranschlagten vier Millionen Mark muß das Ellweiler-Betreiberunternehmen „Gewerkschaft Brunhilde“ übernehmen. Damit ist nach Insiderschätzungen der Konkurs für das Unternehmen vorprogrammiert. Die Mainzer Regierung hofft, das Geld dennoch eintreiben zu können, notfalls über eine „Zwangsvollstreckung“. Klappt das nicht, zahlt die Allgemeinheit. Die Sanierung soll nach Angaben des Ministeriums zügig in Angriff genommen werden, die ersten Bautrupps der Mannheimer Asean Brown Bovery Reaktor GmbH (ABB) sollen schon am 19.Februar anrücken.

Mit der jetzt angeordneten Zwangssanierung vollzieht Beth, was Strahlenexperten und grüne Opposition seit langem fordern. Seit massive Überschreitungen der Strahlenschutzrichtlinien gemessen wurden, ruht die Produktion in Ellweiler. Die in drei riesigen Halden aufgekippten strahlenden Rückstände aus der Verarbeitung von Uranerz zu Urankonzentrat blieben aber auch noch liegen. Mit immer neuen Fristen, innerhalb derer die „Gewerkschaft Brunhilde“ ein Konzept zur Abdichtung der Halden vorlegen sollte, baute das Mainzer Ministerium dem „Brunhilde„ -Geschäftsführer Wolfgang Hamma eine goldene Brücke nach der anderen. Eine letzte Frist gewährte Beth bis zum vergangenen Dienstag 16 Uhr. Regelrecht „verarscht“, so eine Ministeriumssprecherin, fühlte man sich, als der Atommanager am Dienstag fünf Minuten vor Ablauf der Frist ein lapidares Telefax schickte. „Das Unternehmen ist offenbaur außerstande, eine zügige Sanierung vorzunehmen“, folgerte das Ministerium messerscharf.

Hintergrund für die vermeintliche Blauäugigkeit des Mainzer Ministeriums könnte indes ein gravierendes Abhängigkeitsverhältnis von Hammas Unternehmen sein. Auf dem Gelände der Urananlage befindet sich nämlich auch die einzige Sammelstelle für schwach- und mittelradioaktiven Müll des Landes Rheinland-Pfalz. Obwohl das Land mit Hamma einen Pachtvertrag bis weit ins Jahr 2000 geschlossen hat, droht jetzt der Notstand für verstrahlte medizinische Geräte, Handschuhe und ähnliches. Der Grund: Hamma will vor Gericht eine vorzeitige Auflösung des Pachtvertrages durchpeitschen.