Zurück an den Herd?

■ Ostberliner Frauendemonstration wurde zur Kundgebung reduziert

Am kommenden Dienstag gehört der Alexanderplatz den Frauen. Um 17 Uhr beginnt dort eine große Kundgebung. Die Teilnehmerinnen wollen sich gegen einen befürchteten Sozialabbau und gegen die beginnende Ellbogengesellschaft in der DDR wehren. Noch ist unklar, wer auf dieser Kundgebung spricht, sicher aber eine Horterzieherin und eine Kinderärztin. Sie wollen den „Erhalt der bestehenden sozialen Sicherungen“ wie Kündigungsschutz für werdende Mütter und das Recht auf einen Kindergartenplatz fordern und auf die Gefahren eines privatisierten Versorgungssystems hinweisen. „Ein Sozialabbau trifft natürlich auch die Männer“, betont die Organisatorin Petra Wunderlich, „aber die Frauen zuerst und im doppelten Maße, es gilt der alte Satz, wer sich nicht wehrt, kommt an den Herd.“ Einklinken werden sich in die Kundgebung auch die streikenden Westberliner ErzieherInnen, die, genau wie ihre Kolleginnen im Osten, mit übergroßen Kindergruppen zu kämpfen haben. Ursprünglich planten die Organisatorinnen des „Unabhängigen Frauenverbandes“ einen Marsch vom Brandenburger Tor durch die Innenstadt. Aber sie kapitulierten vor der Bürokratie: Demonstrationen müssen in Ost-Berlin jeweils eine Woche vor dem geplanten Beginn angemeldet werden und das auch nur jeweils am Dienstag zwischen 14 und 16 Uhr.

ak