„Centrum“ lockt seine KundInnen zurück

■ Von der Schallplatte bis zur Südfrucht: Das volkseigene Warenhaus am Hauptbahnhof bietet ab dieser Woche Westkonsumartikel für DDR-Mark an

Der staatliche Einzelhandel der DDR kämpft um seine frustrierten, abtrünnigen Kunden: Noch in dieser Woche soll im Ostberliner Centrum-Warenhaus am Hauptbahnhof ein breites Sortiment an bundesdeutschen Waren für DDR-Mark erhältlich sein. Die Palette reicht von Obst und Gemüse über Stoffe, Unterhaltungselektronik und Schallplatten bis zu Waschmaschinen und Herden.

Entsprechende Verträge mit Lieferfirmen aus der Bundesrepublik sind in den vergangenen Wochen ausgehandelt worden. Es bedurfte jedoch erst noch einer Grundsatzentscheidung durch den Magistrat, nach der nun der Verkauf von Westartikeln für DDR-Mark zulässig ist. Jetzt steht den Unterschriften unter die Verträge nichts mehr im Wege. Dies wurde gestern aus gut unterrichteten Kreisen in Ost-Berlin bekannt.

Das Centrum-Warenhaus hatte selbst die Kontakte mit den deutschen Firmen geknüpft. Die Waren werden für DDR-Mark der Umrechnungskurs bleibt Geschäftsgeheimnis - eingekauft und im Warenhaus zu den im jeweiligen Sortiment üblichen Preisen angeboten. Dabei hat - das ist neu - das Centrum -Management im Haus völlig freie Hand bei der Preisgestaltung. Erstmals werden damit in diesem Kaufhaus Angebot und Nachfrage die Preishöhe regeln.

Noch nicht soweit mit ihren Verhandlungen scheint die Konkurrenz, das Centrum-Warenhaus am Alex, zu sein. Hier wird offiziell lediglich davon gesprochen, daß noch vor dem Wahltermin am 18. März Süßwaren und Unterhaltungselektronik aus dem Westen für D-Mark verkauft werden. Für den zu erwartenden Run auf die Ostberliner Kaufhäuser hat das Centrum am Alex im Augenblick allerdings die denkbar schlechtesten Karten. Eine gesamte Etage wird dort rekonstruiert, bis zur Fertigstellung können noch einige Wochen vergehen. Gerüchte, wonach diese Verkaufsetage für Hertie oder Karstadt umgebaut wird, sind allerdings heftigst zurückgewiesen worden (die taz berichtete). Es werde - wie übrigens auch im Centrum am Hauptbahnhof - kein Quadratzentimeter Verkaufsfläche an Westfirmen vermietet, hieß es. Daß es „Arbeitsgespräche“ mit dem Hertie-Konzern gebe, hatte ein Manager des Warenhauses Mitte Januar bestätigt. Vor diesem Hintergrund bleibt fraglich, ob die nun startende Centrum-Aktion noch mehr werden kann als eine Goodwill-Geste. Ganz schnell ausverkauft war ein Ostberliner Drogist, der am Freitag seine Regale mit Waren der West -Kette „Drospa“ füllte.

taz/Peter Berger