Haus-BesetzerInnen ohne Zukunft

■ Im Haus Fedelhören 45 droht die Räumung / Behörde noch ohne konkrete Wohnalternativen

In zwei Wochen läuft das provisorische Nutzungsrecht für das besetzte Haus Fedelhören 45 ab. Dann müssen die derzeit 22 BewohnerInnen den Sanierungsbautrupps weichen. Wohin sie sollen, wissen sie bis heute noch nicht. Mehrmals hatten sie probiert, mit den Behörden in Kontakt zu treten, doch Anschreiben und offene Briefe blieben unbeantwortet. Gestern machten die BewohnerInnen einen neuen Anlauf: „Wir fordern eine(n) weisungsbefugten Vertreter(in) des Senats auf, am Freitag, 16.2 ..zu uns zu kommen und uns direkt und verbindlich die Situation darzulegen. Wir hoffen, endlich in unserer Problematik ernstgenommen zu werden.“

Die BewohnerInnen fühlen sich vom Amt für Soziale Dienste verschaukelt. Am 22. Dezember hatte das nämlich einen bis zum 28. Februar befristeten Nut zungsvertrag mit dem Hausbesitzer abgeschlossen. Das damalige Versprechen: Bis zum Ende der Frist sorgt das Amt für alternative Wohnmöglichkeiten. Doch der Vertrag hat einen Haken. Er wurde mit 29 namentlich benannten BesetzerInnen abgeschlossen, die jetzt größtenteils nicht mehr im Fedelhören wohnen. Dazu gehören beispielsweise die Drogenabhängigen, die jetzt in die Roonstraße gegangen sind. Die BesetzerInnen befürchten, daß sich die Behörde auf die Vertragsklausel versteift und die jetztigen BewohnerInnen hängen läßt. Hannes, Besetzer der ersten Stunde, rechnet schon damit, daß er wieder im Bürgerpark übernachten muß, wenn die Behörde keine Räumlichkeiten zur Verfügung stellt.

„Versprochen hat man uns alles, getan hat man bis jetzt nichts.“

Der Existenzdruck, dem die BewohnerInnen ausgesetzt sind, wirkt sich deutlich negativ auf die ohnehin nur improvisierte Wohnsituation aus. „Wie soll man eine Perspektive für sich selbst oder ein erträgliches Miteinander auf den Etagen (bis zu 18 Alleinstehende auf einer Etage) organisieren, wenn die Aussicht besteht, ab dem 28.2. wieder auf der Straße zu stehen“, heißt es in einer Erklärung des Vereins für Alleinstehende Wohnungslose (Allwo), einer der Initiativen, die die BesetzerInnen unterstützt.

Der feste Stamm der BewohnerInnen im Fedelhören ist klein ge

worden. Im Haus herrscht eine große Fluktuation, viele wollen nur nachts zum Schlafen kommen, werden aber abgewiesen. „Der Zustand hier ist explosiv“ faßte Annette Barkmeyer vom Verein für Wohnungshilfe die Lage im Haus zusammen.

Letzten Freitag gab es ein Gespräch mit Winfried Brinkmann vom Amt für Wohnungshilfe. Der hatte den InitiativenvertreterInnen eine Lösung für mindestens zwölf BewohnerInnen angeboten: Ein Haus, dessen Lage bisher noch geheimgehalten wird, um möglichen Auseinandersetzungen mit der freundlichen Nachbarschaft aus dem Weg zu gehen. „Da muß nur noch der Beirat zu

stimmen“ bestätigte gestern Behördensprecher Werner Alfke. Doch das reicht bei weitem nicht aus. Zusätzlich werden nämlich Mitte April weitere zehn Wohnungslose aus der Roonstraße erwartet. Dann nämlich soll aus dem derzeit offenen Haus ein geschlossenes Wohnprojekt für Drogenabhängige werden, das keine kurzfristigen Übernachtungsmöglichkeiten mehr anbieten kann.

Ein zweites Haus steht vage in Aussicht, doch ist bisher kaum abzuschätzen, „ob es sich hierbei um ein Hinhalten und Herauszögern des Problems handelt“ (aus dem Brief der BesetzerInnen an die Behörde). M. Daschne