An die Plagiatoren dieser Welt

■ Bärbel Emde über ihr Bremen-Plakat und die Auftragskunst

„Wenn es nach mir gegangen wäre, dann wäre vorne nicht Domsheide drauf, sondern die Kreuzung Bohnenkamp - Stuhrer Straße, da wohne ich nämlich. Aber wenn man was verkaufen will, dann geht das eben nicht.“ Und verkaufen muß sich das Bremen-wie-New-York-Poster, das Bärbel Emde mit Buntstift („die Aufsicht ist naiv, der Strich ist es nicht“) gezeichnet hat und das Hubert Brintrup auf eigene Faust und notfalls mit dem Fahrrad für 29 Mark 50 vertreibt.

Deshalb ist das meiste nicht nach ihr gegangen, sondern ist eine Kopie der Steinbergschen New York Urverkackeierung. Irgendein ödes Straßenkreuz als Nabel der Welt, rechteckig geradeaus statt des Hudson die Weser und alles weitere von Bremerhaven bis nach Grönland und New York gestrichelt und infantil plakativ. Bloß bißchen heimatfreundlicher hat Bärbel Emde es gemacht. Hat, wo Steinberg die Statue of Liberty weggelassen hat, Domtürme und Roland in den Blick gestellt, das Rathaus um seine Alkis bereinigt, die Straßen puppenstubensauber geschleckt, Hierhin das Foto

von dem

häßlichen Plakat

sogar noch Fernseh- und Fallturm, den guten Daimlerstern, MBBs fliegende Flunder und Haake-Becks Betonsichtschutz „dezent versteckt“.

Daß das Bild als „eine Liebeserklärung an die Stadt und seine Bewohner verstanden werden“ soll, wie das „Bremer Blatt“ schrieb, ist der Zeichnerin peinlich und sei nicht an dem. Dennoch, die Vermählung der metropolitanen Ironie des New Yorker Vorbildes mit der Positivsicht auf die adrette Kleinstadt Bremen

zwingt zwei ziemlich unverträgliche Partner zusammen.

Hat es die Zeichnerin geärgert, alle Ironie fahren zu lassen und sich an die vielen Vorgaben zu halten? „Das hat mich eigentlich nicht geärgert, weil das wiederum eine witzige Sache ist, wie die typische Auftragskunst über die Jahrhunderte immer ausgesehen hat. Man bekommt ein vorgegebenes Muster, und wie man das variiert und was man da nun persönlich draus macht, da gehört es zur Handwerkerehre dazu, daß man damit umgehen kann. Ob das nun Madonnenporträts waren oder Gruppenporträts, wo ja bis aufs letzte Härchen Vorgaben gemacht wurden. Nur Rembrandt hat sich einen Scheißdreck drum gekümmert.“

In welch glücklicher Lage sich die Kunsthochschulabsolventin, Buch- und Plakatillustratorin Bärbel Emde, die eigentlich am liebsten Kaltnadelradierungen macht, sich noch nicht sieht. Für sie ist ihr Plakat eine Verdienstmöglichkeit von 1000 Mark und ein „augenzwinkernder Gruß an sämtliche Plagiatoren dieser Welt.“

Uta Stolle