„Heute um fünf gehe ich rudern“

■ Tongas sportlicher König Taufa'ahau Tupou IV., der einzige Monarch, der einen Landesrekord hält, im Interview / Gemeinsames Rudern im Zweier ohne scheiterte an mangelnder Korpulenz der taz

taz: Eure Majestät sind immer ein begeisterter Sportler gewesen. In Ihrer Jugend haben Sie begeistert Rugby gespielt, sie haben geboxt, Leichtathletik gemacht. 1933 haben Sie den Landesrekord im Stabhochsprung aufgestellt mit drei Metern, den Sie, wie Ihre Biographie schreibt, immer noch halten. Aber jetzt ist ein Tonganer 4,50 Meter gesprungen.

König Taufa'ahau Tupou IV.: Nein, den Rekord halte ich schon noch, den für 14jährige. Andere haben ihn gebrochen, aber die waren älter. Kein 14jähriger hat je meinen Rekord erreicht.

Da sind Sie wohl der einzige royal der Welt, der einen Landesrekord...

Ja, der Rekordhalter ist. Ja, sicher, aber wissen Sie, für andere königliche Leute ist etwa das Fahren schneller Autos populärer, in Thailand, der Prinz, oder in Malaysia.

Vergangenes Jahr haben hier im Pazifik die „Mini Games“ stattgefunden. Eure Majestät haben jetzt einen neuen Vorschlag gemacht, eine kleine Olympiade nur für Polynesier.

Ja, darüber reden wir gerade in der polynesischen Community. Wir wissen, daß etwa die Maoris da ein großes Interesse haben. Ich hoffe, gerade Französisch Polynesien und Hawaii überzeugen zu können. Wissen Sie, das wäre für die polynesische Kultur eine wichtige Sache. In ihren Ländern sind sie disqualifiziert von vornherein, Hawaii ist Teil der USA, in Neuseeland stehen die Maoris hinter den Weißen zurück. Mit meinem System haben sie neue Chancen, und das ist auch gar nicht so sehr politisch. Es hilft unserer alten Kultur.

Die Tonganer sind sehr gute, starke Sportler. Schon Käpt'n Cook sagte, seine Matrosen würden es nicht wagen, es im Ringen oder Boxen mit den Leuten von den Friendly Islands aufzunehmen. Aber bis heute hat Tonga keine Medaille gewonnen bei Olympia, noch nicht mal bei den Commonwealth -Spielen.

Ja, weil sie nicht richtig trainiert worden sind. Aber wir bekommen jetzt Trainingsexperten von Übersee, auch wenn es Geld kostet, wir können ein paar Trainer leihen. Wir haben ja auch mit einem Dutzend Sportlern an den Commonwealth -Spielen im Januar teilgenommen.

Da war das beste Ergebnis für Tonga ja leider nur ein zehnter Platz, im Diskuswerfen der Frauen. Aber was, wenn da mal jemand gewinnt. Wird die betreffende Person in den königlichen Stand erhoben für den Rest ihres Lebens?

Nein, aber dann würde sie natürlich riesig gefeiert, so wie, wie der junge deutsche Sportflieger, der auf dem Roten Platz gelandet ist. Erinnern Sie sich nicht?

Ja, der Matthias Rust.

Der war doch sicher sehr bejubelt in Germany, oder?

Naja, aber als er zurückkam aus Rußland, hat man gesehen, daß der nicht ganz richtig im Kopf ist.

Wirklich, der ist ein bißchen verrückt?

Jetzt ist er im Knast, weil er eine Frau belästigt und verletzt hat. Das ist nicht der tolle Typ, you know.

Oh, nein. Aber im Gefängnis wird er bestimmt wieder zu einem guten Staatsbürger gemacht.

Sport in Tonga war ja sogar 1988 bei uns im Fernsehen, als bei „Sport Aid“, weltweit Millionen gleichzeitig für die Welthungerhilfe gelaufen sind. Waren Sie dabei, oder war das auch Ihre Idee, daß ausgerechnet Tonga mitgemacht hat?

Nein, leider nicht. Da war ich gar nicht hier, leider. Da war ich woanders auf Staatsbesuch.

Treibt Ihre Majestät denn heute selbst noch Sport?

Oh ja. Ich mache meine exercises. Ich fahre Fahrrad, ich schwimme, wenn ich die Gelegenheit dazu habe, rudere dreimal die Woche. Heute abend um Fünf gehe ich rudern.

Immer alleine im Einer?

Ja. Weil, sehen Sie, wenn wir beide etwa zusammen rudern würden, das wäre wohl ein ziemliches Ungleichgewicht, haha. Sie und ich, dann würde das Boot dauernd im Kreis herum fahren, hahahaha.

taz und König gemeinsam: Hahahahaha...

Mitgelacht: Bernd Müllender