Inflationsrate gesenkt

Aber das Handelsbilanzdefizit Tongas ist anhaltend hoch  ■ Mit der TONGANISCHEN ÖKONOMIE auf du und du

Berlin (taz) - Nachdem die Inflation auf Tonga mit 21,7 Prozent im Jahre 1986 ihren Höchststand erreicht hatte, ist es im Zuge einer strikten Sparpolitik gelungen, die Geldentwertung schon im darauffolgenden Jahr wieder auf 4,7 Prozent zu drücken und in etwa diesen Wert einzuhalten. Zum größten Problem geriet indes das anhaltend hohe Handelsbilanzdefizit.

Nach Angaben des IWF stieg es im Zeitraum von 1981 bis 1987 von rund 33 Millionen auf 42 Millionen US-Dollar. Wurden im Jahr 1981 noch Waren im Wert von 7,3 Millionen US-Dollar exportiert und stiegen die Ausfuhren - vor allem Kokosprodukte, Bananen und Vanille - bis 1987 auf 7,99 Millionen Dollar an, nahmen die Einfuhren im gleichen Zeitraum von 40,3 auf 49,6 Millionen Dollar zu. Neuere Zahlen liegen nicht vor. Importiert werden nach Angaben von Current World Data überwiegend Fertigwaren, Lebensmittel, Ausrüstungen für Maschinen und Transportmittel sowie Brennstoffe.

Die 108.000 BewohnerInnen Tongas - eine Schätzung von 1989

-erwirtschafteten eine Bruttosozialprodukt von rund 100 Millionen US-Dollar und ein Brutto-Inlandsprodukt von 47 Millionen US-Dollar. Der Agrarsektor mit Forstwirtschaft und Fischfang - letzterer dürfte der bedeutendste Teilbereich sein - trug 1984/85 zu 40,5 Prozent zum Inlandsprodukt bei, die verarbeitende Industrie zu neun Prozent. Zu anderen Sektoren waren Zahlenangaben internationaler Organisationen ebenfalls nicht verfügbar.

Größter Arbeitgeber ist die Agrar- und Fischwirtschaft mit rund 50 Prozent aller Arbeitsplätze auf bzw. zwischen den Inseln. Wichtigste agrarische Produkte sind Süßkartoffeln, Yams, Tatos, Kokosnüsse, Bananen, Melonen und Zitrusfrüchte.

Die Devisenreserven betrugen 1986 22 Millionen US-Dollar, die Höhe der Goldreserven wurde nicht offiziell bekanntgegeben. Währung ist der Pa'anga oder Tonga-Dollar, der zur Zeit einen Wert von DM 1,30 hat und damit nur unwesentlich unter seinem großen Bruder kursiert.

Die 45.000 TouristInnen des Jahres 1986 auf den insgesamt mehr als 160 Inselchen vulkanischen oder korallischen Ursprungs sind eine nicht unverächtliche Einnahmequelle und brachten rund 7 Millionen Dollar Einnahmen. Herkunftsländer waren 1983 Neuseeland (24 Prozent), die USA (20 Prozent), Australien (18 Prozent) und mit rund zwei Prozent rund 1.000 BundesbürgerInnen.

Aus den erhältichen Unterlagen ist seltsamerweise zu entnehmen, daß auf Tonga weder Atomkraftwerke arbeiten noch Erdöl oder -gas produziert werden.

Der tonganische Außenhandel wird vor allem mit Australien und Neuseeland abgewickelt - bei Ein- wie Ausfuhren zu rund 40 Prozent. Bedeutend sind ferner die Lieferungen aus Japan, die dem IWF zufolge allerdings nach einem Rekordvolumen von 4,7 Millionen Dollar im Jahr 1984 drei Jahre später wieder auf 2,9 Millionen Dollar abgesackt waren - die Nachbarinsel Fidschi kommt in jenem Jahr auf den gleichen Wert. Explosionsartig zugenommen haben die Einfuhren aus Großbritannien, dessen Protektorat Tonga einst war: Sie stiegen von 745.000 Dollar (1985) auf 3,5 Millionen (1987).

Der Außenhandel mit der BRD ist vergleichsweise gering, weist aber wie mit den meisten anderen Handelspartnern einen erheblichen Importüberschuß zugunsten der BRD aus: Ausfuhren im Wert von 250.000 Dollar standen im Jahr 1987 Einfuhren im Wert von 764.000 Dollar gegenüber. Der Handel mit der DDR verlief in den 80er Jahren überweigend unterhalb der Nachweisgrenze. Für 1987 meldet der IWF allerdings Einfuhren nach Tonga, für die die Regierung 2.000 Dollar nach Ost -Berlin überweisen mußte.

diba