Übersiedler an der Saar unter Polizeischutz

■ Aber auch zunehmende Gewalt unter den Übersiedlern

Saarbrücken (dpa) - In einigen Notunterkünften und Heimen für Übersiedler aus der DDR nehmen die Gewalttätigkeiten untereinander zu. Das Saarland will deshalb in rund der Hälfte seiner 13 Notaufnahmestellen Polizeiposten zur Überwachung und zum Schutz der Neubürger einrichten. Zunächst sollen in sechs Turnhallen mit jeweils etwa 200 Übersiedlern Polizeibeamte rund um die Uhr aufpassen, teilte das Sozialministerium in Saarbrücken mit. Auch in Köln sind in einigen Übergangsheimen vor allem durch alleinstehende Männer Sicherheit und Ordnung „erheblich beeinträchtigt“. Hier sollen die Häuser ebenfalls stärker bewacht und kontrolliert werden.

Auch aus anderen Bundesländern wie Hamburg wird eine Zunahme von Ausschreitungen gemeldet. Besondere Polizeimaßnahmen sind aber anderswo nicht geplant. Gründe für die Übergriffe der Übersiedler untereinander liegen zum einen in der Massenunterbringung, die Konflikte erzeugt. So werden zunehmende Spannungen auch aus Turnhallen in Dortmund berichtet, die vor allem für Aussiedler aus Polen immer mehr zur Dauerwohnung würden.

Nach Erkenntnissen der Behörden im Saarland, dessen Ministerpräsident Lafontaine (SPD) bereits mehrfach auf die sozialen Folgen des starken Übersiedlerzustroms hingewiesen hat, sind unter den neuankommenden DDR-Bürgern immer häufiger ehemalige Kriminelle und Alkoholiker. Aufgrund dieses „hohen Konfliktpotentials“ könne nur eine ständig präsente Polizei vor Gewalttaten abschrecken, so das Sozialministerium. Die Kölner Stadtverwaltung schätzt den Anteil der Problemfälle unter den Heimbewohnern auf 15 bis 20 Prozent. Viele der Neuankömmlinge sind alleinstehende Männer. Trotz Alkoholverbots in den Heimen komme es gelegentlich zu Alkoholexessen.