Wärme und Intensität

■ Musikalische Empfehlung zum Wochenende: Die neue CD von Quartett & Brass: Culloo

Ganz zu recht wird in den liner-notes die Assoziation zu Farben, warmen Farben beschworen. Die Musik, die „Quartett & Brass“ auf „Culloo“ eingespielt haben, hat wirklich eine ungeheuer farbige Ausstrahlung. Sie ruft eine Stimmung hervor, in die mensch immer stärker hineingezogen wird, Wärme breitet sich aus, eine fröhliche Melancholie mit wachsender Intensität.

„Quartett & Brass“: das sind Martin Classen (ss, ts, fl), Thomas Hufschmidt (p, key), Sigi Busch (b), Hans Clauss (dr, perc), Bernhard Mergner (tp, flh) und Hans Kämper (tb). Ihrer Musik, in der oft Bop-Wendungen mit zeitgenössischen Klängen aus dem New Jazz-Bereich verwoben werden, ist die intensive gemeinsame Arbeit und gegenseitiges Verständnis anzuhören. Je öfter ich der Musik zugehört habe, umso fesselnder wirkte sie auf mich. Die Vielschichtigkeit des Materials erschließt sich oft erst nach mehrmaligem Hören. So wie der Blick in einen Sternenhimmel, wo mensch erst nach und nach immer mehr Sterne ausmachen und ihre Konstellation zueinander erkennen kann. Beim ersten Hören ist es mehr der Widerspruch zwischen dem Eindruck, daß die Hauptmomente der Musik bekannt, nicht außergewöhnlich erscheinen, und dem Gefühl, daß da etwas mitschwingt oder besser mitklingt, was eine/n unwillkürlich in den Bann zieht, ohne daß es sogleich zu benennen wäre. Es ist eine untergründige Spannung in den sehr melodischen Stücken und komplexe Linienführung der einzelnen Instrumente.

Dies ist nicht zuletzt dem dichten Zusammenspiel der Gruppe zuzuschreiben, einem gelungenen Beispiel für kollektives Musizieren. Die solistischen Beiträge passen sich diesem kollektiven Sound äußerst einfühlsam ein. Nicht die solistische Leistung steht im Vordergrund, sondern die Klänge, die das Instrument dem angestrebten Klangbild beisteuern kann.

„Quartett & Brass“ bestehen zwar schon seit 1977, in der aktuellen Besetzung mit dem starken Bremen-Bezug (Busch, Clauss und Kämper) allerdings erst seit drei Jahren. Der Name ist auf das ursprüngliche Konzept zurückzuführen, in dem die Blechbläser einem Quartett (s, p, b, dr) quasi entgegengesetzt werden sollten. Diese Konzeption ist zumindest auf „Culloo“ zugunsten des beschriebenen kollektiven und homogenen Ansatzes aufgegeben worden. Das Ergebnis kann sich hören lassen.

Anspieltip zum Reinhören: The Secrets of LLanca. Arnau

Die CD ist bei Core, dem Jazzlabel von Line Records, erschienen.