FÜNF KEULEN AUF EIS

■ Holiday on Ice in der Deutschlandhalle

Vor dem Vergnügen steht ein einziger Zahlen-Climax: 1.400.000 Pailletten pappen auf 3.750 Kostümen, dazu kommen 600.000 Gramm Straß und 14.000 Meter Federn, 180 Container schleppen den Plunder durch 120 Städte in 25 Länder für 1.700 Vorstellungen, 15 Kilometer elektrisches Kabel pro Produktion sorgen für Licht in 40 Scheinwerfern und 400 anderen Beleuchtungseffekten, 10.000 Liter Wasser werden 48 Stunden lang auf die Oberfläche gesprüht, bis eine zolldicke Eisfläche von 42 mal 18 Metern entsteht, und eine der 17 Eismaschinen, die die 5 Shows, die gleichzeitig auf 5 Kontinenten unterwegs sind, mit spiegelglatten Bühnen versorgt, enthält genug Eis für eine halbe Million Scotchs on the rocks, jede neue Show kostet 1.500.000 Dollar, und mehr als 250.000.000 Zuschauer sahen bislang die seit 40 Jahren tingelnde Kufenshow. Prost und Eintrag ins Guiness -Buch der Rekorde.

Platt auf den Teppich zurück ging das Superlative -Unternehmen am Mittwoch abend zur Berlin-Premiere, schlappe 2.000 waren in die Deutschlandhalle gekommen, um die Jules -Verne-Geschichte „Reise um die Erde in 80 Tagen“, inszeniert vom Euro-Show-Allrounder Jerome Savary, zu bewundern. Doch die lichten Reihen hielten die Profis nicht ab, einen ordentlichen Eis-Zirkus abzuziehen, mit Dampflok und Clubsessel, Rennschlitten und Überseedampfer, Heißluftballon, Marterpfahl und Pappmache-Pferden, -Elefanten und -Kamelen, dazwischen zwei veritable Elefanten, ein bellender Bernhardiner, 80 Ballettbeine und ein Jongleur mit - Höhepunkt - fünf Keulen plus Pirouette. Zusammengehalten wird der Aufwand von den Eiskunstlauf -Solisten, die Stars sein sollen und doch nur fünfte Garde sind, allesamt, und bei keinem Wettbewerb mehr bestehen könnten: ein Meister aus Memphis/Tennessee, zwei aus den Niederlanden, einer aus dem tschechischen Brno. Ihre mäßigen Kurven, Sprünge und Hebefiguren müssen ausreichen, die Verne -Geschichte notdürftig zu erzählen. Den Rest erledigen die ewiggleichen Ballettrunden und die unzähligen Kostüme, die die jeweilige Station der 80-Tage-Reise illusionieren sollen: Melone London, Can-Can-Tüll Paris, Kimono Yokohama, Sari Kalkutta, Adlerfeder San Francisco. Und eine Pyramide steht am Nil, Affen turnen durch Afrika, und der Wilde Westen ist voller blauer Berge.

Wer Eiskunstlauf erwartet, ist bei dieser Show auf der falschen Bahn. Dafür gibt es Zirkus und Variete und Revue und Travestie und Weihnachtsmärchen und Sprechtheater. Von allem ein bißchen, mit Schnee und Feuer und weihnachtsbäumelnden Lichterketten. Ganz zufällig auf Schlittschuhen und Eis.

eka

Holiday on Ice, vom 16. bis 25. Februar in der Deutschlandhalle.