Drexel im Konkurs, Börsen- Junkies aber noch voll drauf

■ US-Bank versucht's mit Zeitgewinn / Japanische Banken als Hauptleidtragende

Berlin (taz) - Die US-Investmentbank Drexel Burnham Lambert ist unter den Schutz des Chapter Eleven gestellt worden. Diese Bestimmung des US-Konkursrechtes räumt pleitebedrohten Unternehmen Zeit ein, um ihre Finanzen neu zu ordnen. Das auf die Emissionen von hochriskanten Junk Bonds spezialisierte Unternehmen steht in akuten Liquiditäts- und nicht minder tiefgreifenden Solvenzproblemen (siehe taz vom 15.2.). Damit hat zum ersten Mal seit der Großen Depression der 30er Jahre ein marktführendes Wertpapierhaus den Gang zum Konkursrichter nicht nur angetreten, sondern auch beendet. Experten der Wall Street gehen allerdings davon aus, daß für die Arbeitsplätze der 3.500 Beschäftigten in der Drexel-Wertpapierabteilung nur wenig Hoffnung besteht. Tatsächlich hat Drexel bereits begonnen, sich von seinen Wertpapierbeständen zu trennen, um Liquidität in seine Kassen zu bekommen und so einen geordneten Vergleich anlaufen lassen zu können. Die aus der Drexel-Pleite resultierenden Verluste der Gläubiger werden hauptsächlich von ausländischen Investoren getragen werden müssen. Wie das 'Wall Street Journal‘ erfuhr, sind von den 22 nicht -abgesicherten Gläubigern nicht weniger als 15 ausländische Banken oder institutionelle Anleger. Ihre Forderungen belaufen sich auf insgesamt 266,3 Millionen US-Dollar. Das größte Opfer werden japanische Anleger leisten müssen, die Forderungen in einer Gesamthöhe von 164,7 Millionen US -Dollar gegenüber Drexel aufzuweisen haben. Der seit geraumer Zeit dahinsiechende Markt für Junk Bonds hat durch die Drexel-Pleite neuen Aufwind erhalten. In bester spekulativer Manier haben cool gebliebene Broker die Marktverunsicherungen genutzt, um sich mit günstig angebotenen Ramschanleihen zu bestücken. Das lebhafte Treiben führte dazu, daß viele Junk Bonds gestern mit leichten Kursgewinnen aus dem Markt gegangen sind.

Zausel