MBB droht Kurzarbeit

■ Britischer tea-time-Streik läßt Zulieferteile für Airbusflügel knapp werden

Helmut Schmidt, Ex-Bundes kanzler und frisch gebackenes Aufsichtsratmitglied der Deutschen Airbus GmbH, wachte plötzlich auf: „Da muß man die Thatcher doch mal rannehmen, da steckt doch die britische Regierung dahinter“, schimpfte er am 9. Februar in Hamburg auf der ersten Aufsichtsratssitzung der neugegründeten Deutschen Airbus GmbH.

Anlaß des Altkanzler-Zorns: Beim englischen Airbus-Partner „British aerospace“, der die Flügel des europäischen Gemeinschaftsvogels liefert, wird seit 16 Wochen gestreikt. Es geht um die Beibehaltung der traditionell bezahlten tea -time und die Einführung der 37-Stunden-Woche, die anderswo in Großbritanniens Metallindustrie schon verwirklicht ist.

Die französischen und deutschen Airbus-Partner sind über die Sturheit des britischen Managements schrill entsetzt. Umsatzverluste von 1,8 Milliarden Dollar hat der Streik für die Airbus-Industrie bislang gebracht. Durch Verzögerungen bei der Flugzeugablieferung sind bislang gut 200 Millionen Dollar Verlust aufgelaufen. Diese Summen stehen in keinem Verhältnis zum Streitwert des britischen Streiks.

Durch den Streik beim britischen Airbus-Partner seit Anfang November fehlen wichtige Zulieferteile für die Airbus -Produktion in den sechs norddeutschen Standorten. Sollte der Streik weiter andauern, wird in der zweiten Märzhälfte kurzgearbeitet. Zunächst wären 300 FlugzeugbauerInnen in Hamburg und 100 in Bremen betroffen, ihre Zahl

würde aber von Woche zu Woche weiter ansteigen. Direkte Druckmittel gegenüber den Briten gibt es nicht. Die Partnerschaft sieht Scheidung nicht vor.

Pikant: Die IG-Metall, die ihre britischen Kollegen derzeit unterstützt, hofft ebenso wie das Dasa-Mangement auf ein erfolgreiches Ende des Streiks, um bei einem Erfolg ein zusätzliches Argument für ihren gegenwärtigen Tarifkampf um die 35-Stundenwoche zu haben. Nur: Das Dasa-Management verteidigt in der aktuellen Tarifauseinandersetzung gerade

die Position, bei der sie den Briten jetzt sture Prinzipienreiterei vorwirft.

Abgesehen von den schwer kalkulierbaren Folgen des Streik sieht Hartmut Mehdorn, Vorsitzender der Geschäftsführung, die wirtschaftliche Zukunft des Airbus rosig. Mehr als 1.350 Maschinen seien verkauft, die Fertigungskapazitäten seien mit 10 Airbussen pro Monat bis in die Mitte der neunziger Jahre ausgelastet. Mit 18.000 Beschäftigten unter dem Dach der „Deutschen Airbus“ und übervollen Auf

tragsbüchern will sie eigentlich ganz gewaltig expandieren. Erklärtes Ziel: schwarze Zahlen schreibenund doppelt so viel produzieren. Schließlich sitzt die Deutsche Airbus GmbH auf 3,4 Milliarden Mark Altschulden, sprich nicht zurückgezahlten Subventionen.

Der Flug in die Gewinnzone soll durch scharfe Rationalisierung erreicht werden: Trotz der Verdoppelung der Produktion werden die Arbeitsplätze um weniger als 10% erhöht.

Florian Marten