Handelskammer plant Verkehr

■ Früherer Stadtplaner holte 60er-Jahre-Pläne aus dem Schrank

Kammer-Träume aus Beton. Foto: Sabine Heddinga BUND, ÖTV, haben eins, CDU und Grüne haben eins, der Senat hat zwar noch keins, aber warum sollte nicht gerade deshalb auch die Handelskammer eins haben? Die Rede ist von einem Verkehrskonzept für Bremen. Gestern stellten der Präses der handelskammer, Dieter H. Berghöfer, und der seit langem pensionierte frühere Bremer Stadtplaner Professor Wilhelm Wortmann, der Presse ein 24-seitiges „Verkehrskonzept Bremen 1990“ vor, das Wortmann auf der Grundlage alter, teilweise von ihm selbst erstellter Pläne zusammengefaßt hat.

„Den Raum der Freiheit planen, kann nur der Mensch der Herr der Technik ist“, hat Wortmann in der Broschüre Carl Friedrich von Weizsäcker zitiert. Doch die Räume der Freiheit, die die Handelskammer mit diesem Konzept schaffen will, ist vor allem die Freiheit des Autofahrers. Die Handelskammer geht in ihrer Analyse der Bremer Verkehrssituation von einem weiteren Anstieg des Autobestandes von 241.000 auf 290.000 aus.

Berghöfer: „Die Absicht, erst in zwei Jahren eine integrative Verkehrspolitik vorzulegen, ist nicht akzeptabel.“ Berghöfer kritisiert insbesondere, „was der bremischen Wirtschaft durch die jahrzehntelang verfehlte Verkehrspoltik zugemutet werde. Güterverkehrszentrum, Außenhandleszentrum, Technologiepark und der Bremer Osten seien nicht ausreichend an das Straßennetz angebunden.

Das will die Handelskammer durch ein milliardenschweres Straßenbauprogramm geändert wissen. Dabei fordern die Interessenvertreter der Wirtschaft nicht nur eine beschleunigte Durchführung bereits beschlossener Projekte, wie der Schnellstraßenverbindung vom Industriehafen zur anderen Weser-Seite oder den Wesertunnel, sondern auch die Umsetzung von längst in Behördenschränken eingemotteten Plänen, wie einer Untertunnelung der Bismarckstraße oder der Georg-Bitterstraße als Hochstraße quer durch Hastedt.

Von einer „einseitigen“ Politik für Bus und Bahn hält die Handelskammer überhaupt nichts, auch wenn sie dem Ausbau des ÖPNV grundsätzlich positiv gegenübersteht und dem entsprechenden Konzept des Senats grundsätzlich zustimmt. Doch viel Verkehrsentlastung verspricht man sich davon offensichtlich nicht. Handelskammer-Gutachter Wortmann: „Es wäre völlig unsinnig zu glauben, daß man mit der Förderung des ÖPNV allein die Probleme lösen kann.“ Sein Credo: „Erst vernünftige Straßen, dann ÖPNV.“

Und weil immer mehr Autos auf immer mehr Straßen auch immer mehr Parkplätze brauchen, sieht das Konzept zwei neue große innenstadtnahe Parkzonen bei der Bürgerweise und in der Neustadt vor.

hbk