GIs senken das Gewehr

■ US-Armee verhängt Baustopp auf dem Schießplatz „Keerans Range“ / Stadtkommandant Haddock schließt Truppenreduzierungen in Berlin nicht aus

Für die lärmgeplagten Anwohner war es ein Schuß in den Ofen, für US-Stadtkommandant Raymond Haddock ein ganz klarer Treffer. Der Schießplatz „Keerans Range“ in Zehlendorf soll, so verkündete es Haddock gestern bei einem Gespräch mit Anwohnern, vorerst nicht ausgebaut werden. Das sei eine „vernünftige Entscheidung“, nachdem sich Bush und Gorbatschow in Ottawa über den Truppenabbau in Europa verständigt hätten. Auch Berlin sei „kein heiliger Grund“, der von den Truppenreduzierungen ausgeschlossen bleibe, gestand der US-General ein.

Die Wiedervereinigung Deutschlands „kommt“, meinte Haddock. Und dann sei es für die US-Armee möglich, „in der Nähe“, aber außerhalb der Stadt das Schießen zu üben. Gemeinsame Übungen mit den Sowjets schloß der Stadtkommandant nicht aus; es sei aber noch „ein bißchen zu früh“, darüber zu reden. „Wir sind ihre Army. Sie haben keine andere Army.“ Mit diesen Worten warb der US-General bei den lärmgeplagten Anwohnern um Sympathie. Die 19 Bürger aus Schlachtensee, die Haddocks Einladung gefolgt waren, legten die Hände trotzdem nicht an die Hosennaht. „Ein Aufschub der Bauarbeiten löst unser Problem überhaupt nicht“, erklärte Anwohner Fred Schneider dem General. Der Lärm von den jetzt existierenden Schießständen sei „so laut, daß man immer darauf wartet, daß es einmal aufhört“. Daß die Ballerei nun auf die Zeit von morgens um sieben bis abends um zehn beschränkt worden sei, helfe da wenig.

„Demokratie und Freiheit sind nicht umsonst“, polterte Haddock zurück, versprach ab Sommer aber kleine Verbesserungen. Dann könnten Nachtübungen und Maschinengewehr-Training auf den Dreilindener Schießplatz „Rose Range“ verlegt werden. Er wird zur Zeit schallschluckend umgebaut.

Noch vor zwei Wochen hatten Arbeiter im Auftrag der US-Army 80 Bäume für die neue Schießbahn in „Keerans Range“ gefällt. Hier sollten die Soldaten mit einer neuartigen Panzerabwehrwaffe trainieren. Die 6.000 US-Soldaten in Berlin bräuchten die neue Schießbahn; andernfalls müßten sie jedes Jahr sechs Tage auf bundesdeutschen Manövergeländen verbringen, zusätzlich zu den 80 Tagen, die sie jetzt schon in der Bundesrepublik und damit „weg von zu Hause“ üben müßten.

„Vollendete Tatsachen“ habe die Army mit ihrer voreiligen Fällaktion geschaffen, hielt Zehlendorfs SPD -Gesundheitsstadtrat Benneter dem Stadtkommandanten entgegen. „Nach unserem Landeswaldgesetz“ sei eine derartige Holzerei einfach „nicht erlaubt“. Benneters Empfehlung: „Diese unsere einzige Armee sollte sich an unsere Gesetze halten.“

Hmt