denn mir ist so bange

■ Ein Stück Psalm. Einfach so

...Sei mir gnädig, Herr, denn mir ist so bange; zerfallen ist vor Gram mein Auge, meine Seele, mein Leib. Ja, mein Leben schwindet hin in Kummer und in Seufzen meine Jahre; ermattet ist im Elend meine Kraft, und meine Gebeine sind zerfallen.

Vor allen meinen Feinden bin ich zum Spott geworden und meinen Nachbarn zum Hohn, ein Schrecken meinen Bekannten; die mich auf der Gasse sehen, fliehen vor mir.

Ich bin dem Gedächtnis entschwunden wie ein Toter, bin geworden wie ein zerbrochenes Gefäß. Ja, ich höre das Zischeln vieler - Grauen ringsum! Zusammen ratschlagen sie wieder mich, sinnen darauf, mir das Leben zu nehmen.

Ich aber vertraue auf dich, o Herr; ich spreche: Du bist mein Gott. In deiner Hand steht mein Geschick; rette mich aus der Hand meiner Feinde und vor denen, die mich verfolgen. Laß dein Angesicht leuchten über deinem Knechte, hilf mir durch deine Gnade!

Herr, laß mich nicht zuschanden werden, denn ich rufe dich an. Die Gottlosen sollen zuschanden werden und stumm zur Unterwelt fahren. Laß verstummen die Lügenlippen, die wider die Gerechten freche Worte reden in Hochmut und in Verachtung. Wie groß ist deine Güte, die du aufgespart hast denen, die dich fürchten, die du vor aller Welt erwiesen denen, die auf dich vertrauen!

Du schirmst sie im Schirme deines Angesichts vor dem Toben der Menschen; du birgst sie in einer Hütte vor dem Gezänk der Zungen.

Gepriesen sei der Herr; denn wunderbare Gnade hat er mir erwiesen in der Zeit der Drangsal.

Ich aber wähnte in meiner Verzagtheit: 'Ich bin verstoßen aus deinen Augen.‘

Fürwahr, da hast du mein lautes Flehen erhört, Liebet den Herren, alle seine Frommen! Die Getreuen behütet der Herr, doch reichlich vergilt er dem, der Hochmut übt. Seid mir getrost und unverzagt, ihr alle, die ihr des Herrn harret! “ Das ist aus dem 31. Psalm, einem Psalm Davids. Bach, der Johann Sebastian hat eine Kantate dazu geschrieben, „Gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt“, der Bremer Domchor hat sie gesungen am Sonntag beim Kantaten -Gottesdienst im Dom, Ulrich Schütte hat eine wunderweiche Baßstimme darin gesungen, Pastor Abramzik hat drüber gepredigt, die RadiohörerInnen hätten es auch hören können. Ja. Und in der Predigt kam auch Bedenkenswertes vor, z.B. daß der Schrei aus dem Psalm, der nach einem eigenen Leben, auch der Schrei der Menschen in der DDR gewesen ist, der die Macht des Staates gebrochen hat. Aber am schönsten ist einfach der Psalm dieses elenden Schreiers pur. Deshalb steht er hier.

Uta Stolle