Profi-Inferno

■ Meliah Rage und Gang Green im Schlachthof

Als die Vorgruppe Meliah Rage im gut besuchten Schlachthof auf die Bühne kam, war das Publikum schon aus dem Häuschen, denn es konnte sicher sein, auf den Hauptact gut vorbereitet zu werden: gradlinige Songs, wenig solistisches Geplänkel und ein exponierter Sänger waren das angemessene warming up. Hervorzuheben ist allenfalls der Schlagzeuger, der mit sieben Becken und zwei Fußmaschinen ausgerüstet die Gruppe vor sich hertrieb. Auf der nach oben offenen Gewaltskala der Metal-Fans bewegte sich das Quintett im Bereich eines mittleren Sound-Bebens - wie es sich für eine Vorgruppe gehört, die den Headlinern nicht das Wasser abgraben will.

Und dann Gang Green. Dramaturgisch perfekt ausgelotet, erschien alles auf einmal lauter, schneller und vor allem voller vor der Bühne. Das kontrollierte Inferno brach los: Zunächst nahm die Anzahl der stage diver, das sind die Fans, die auf die Bühne klettern, um sich längs in die Menge zu stürzen, immens zu. Vor dem Podest wuselte ein Meer von wippenden Köpfen und Bierfontänen spritzten von den Rän

gen. „Let's have some beer“ grölte die Band, Sänger Chris Doherty tobte wütend hin und her, trat um sich und schmiß eine Bierflasche an die Wand.

Der musikalische Krach verstärkte sich noch mehr, ein Monitor-Lautsprecher wurde unter Aufbietung aller Hilfskräfte für eine Reparatur geschützt, während ganz Mutige sogar einen Salto in die wogende Meute wagten. Auch Doherty unternahm brüllend einen Ausflug in die Körpermassen, wobei ihm jemand die giftgrüne Hose über den blassen Hintern zog - ohne Frage der ästhetische Tiefpunkt des Konzertes. Aber die vier Herren hauten und kloppten und rissen und zupften an oder auf ihren Instrumenten mit brachialer Gewalt, so schnell sie konnten.

Genauso abrupt, wie der Spaß begonnen hatte, war er auch wieder beendet. Eine kurze Pause, drei Zugaben und Licht an. Die Ekstase erlosch, und schweißnasse Körper strebten dem Ausgang entgegen. Das Publikum hatte seine Helden und die Gruppen das gewohnte Erfolgserlebnis. Auch im Metal-Bereich ist das nicht anders. Cool J.F