Ostsee: U-Boote der UdSSR ohne Atomwaffen

■ Nach den letzten Havarien jetzt Trockenübungen

Kopenhagen (taz) - Nach Berichten dänischer Zeitungen sollen seit einiger Zeit sowjetische U-Boote in der Ostsee keine Atomwaffen mehr an Bord haben. Die Zeitungen beziehen sich bei ihren Informationen auf „Kreise aus dem Verteidigunsministerium“. Die Zeitung 'Land und Volk‘ will zusätzlich erfahren haben, daß auch sowjetische Überwasserschiffe ihre Atomraketen in den Flottenbasen abgeliefert haben. Diese stillschweigende Abrüstung soll nicht nur für Patrouillenfahrten, sondern auch für militärische Seeübungen gelten. Hintergrund der Maßnahme sei die Angst der Sowjets vor drohenden Katastrophen durch Schiffshavarien. Im Sommer 1989 war es vor Norwegen zu mehreren Unfällen auf sowjetischen Atom-U-Booten gekommen, bei denen radioaktive Strahlung freigesetzt worden war und die Schiffsbesatzungen verstrahlt worden sein sollen.

Erst vor einigen Tagen war durch einen Bericht der 'Komsomolskaja Prawda‘ bekannt geworden, daß sich ein ähnlicher „Zwischenfall“ im Dezember vor der norwegischen Küste ereignet haben soll. Die Untersuchung hätte so erhebliche technische und personelle Mängel ergeben, daß sich - so die dänischen Blätter - das sowjetische Flottenkommando aus Angst vor weiteren Havarien zu dem jetzigen Schritt entschlossen habe. Auch die Schwarzmeerflotte soll atomwaffenfrei sein. Für die U-Boote der Pazifik- und Atlantikflotte bleibt alles beim alten.

Reinhard Wolff