DDR plant drastische Umweltreform

■ Ausnahmeregelungen für besonders umweltgefährdende Betriebe sollen aufgehoben werden

Hamburg (dpa) - Der DDR-Umweltminister Peter Diederich (DBD) hat drastische Umweltreformen für einen dringend notwendigen ökologischen Umbau der DDR-Wirtschaft angekündigt. In einem Gespräch des Hamburger Nachrichtenmagazins 'Der Spiegel‘ zählte er dazu vor allem eine Reduzierung des Einsatzes von Braunkohle um 50 Prozent bis 1995, da die Braunkohlekraftwerke zu den Hauptverursachern der schlechten Umwelt- und Luftbedingungen in der DDR gehören. Die Braunkohle soll durch Erdöl, Erdgas und schwefelarme Steinkohle, vor allem aber durch erhebliche Energieeinsparung ersetzt werden. Diederich kritisierte, daß die Industrie und die Bürger bisher zu verschwenderisch mit Energie umgegangen seien. Pro Kopf habe die DDR den dritthöchsten Verbrauch in der Welt.

Der Umweltminister kündigte ferner an, daß das Gesundheitsministerium in den nächsten Wochen die Ausnahmegenehmigungen für die insgesamt 210 DDR-Betriebe aufhebt, die bisher trotz extrem gesundheitsgefährdender Produktion im alten Stil weiterarbeiten durften. Das größte Problem sei dabei die Schaffung neuer Arbeitsplätze. Allein in der Schwelerei in Espenhain entfielen 6.000 Arbeitsplätze, wenn sie Ende 1991 dicht gemacht werde.

Wie notwendig Umweltreformen seien, belege auch die Tatsache, daß knapp die Hälfte aller DDR-Gewässer sehr stark belastet seien. Ohne komplizierte Aufbereitungsverfahren seien sie nicht mehr verwendbar. Ein Fünftel stehe nicht einmal mehr für industrielle Zwecke zur Verfügung. Auch die Müllentsorgung liege, so Diederich, im Argen: „Von 38 Millionen Kubikmetern fester Siedlungsabfälle landen etwa 16 Millionen irgendwo in der Natur.“