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Schöneiche brennt jetzt durch

■ Sondermüllverbrennung in Schöneiche ab März auf vollen Touren / Einigung mit DDR-Minister Diederich

Während sich in West-Berlin der Senatsstreit um den Standort eines möglichen Zwischenlagers für Sondermüll verschärft (siehe Seite 26), konnten AL-Umweltsenatorin Schreyer und SPD-Betriebesenator Wagner gestern in der DDR einen Erfolg verbuchen: Die Sondermüllverbrennungsanlage (SVA) in Schöneiche kann demnächst voll genutzt werden. Darauf einigten sich die SenatorInnen gestern bei einem Treffen in Schöneiche mit DDR-Umweltminister Diederich (Bauernpartei). Deklariert wird dieser faktische Normalbetrieb, den Senatsexperten ab März erwarten, allerdings als „erweiterter Probebetrieb“. Ein von DDR und Senat zusammengestelltes Ost/West-Gutachtergremium werde das „weitere Verfahren kontrollieren“, erläuterte Schreyer nach dem Gespräch. Neben dem vom Senat benannten Institut für technischen Umweltschutz (ITU) wird auch der von den SVA-Anwohnern benannte Ostberliner Chemieprofessor Heinze in dem sechsköpfigen Gremium sitzen.

Unter dem Etikett des „Probebetriebes“ und mit Unterbrechungen verbrennt die SVA jetzt schon täglich etwa 50 Tonnen Sondermüll aus West-Berlin. Von der gestern vereinbarten Regelung erhofft man sich im Senat eine weitere Entschärfung des Westberliner Sondermüllnotstandes. Das umstrittene Zwischenlager braucht der Senat trotzdem: Mit ihrer Jahreskapazität von 15.000 Tonnen kann die Schöneicher Anlage nämlich nur einen Teil der bisher nach Vorketzin gelieferten Giftmüllchargen übernehmen. Dort landeten 35.000 Tonnen.

Ob und wann die Schöneicher Anlage in den regulären Dauerbetrieb gehen könne, müßte dann anhand der von den Gutachtern kontrollierten Abgaswerte der SVA entschieden werden, ergänzte Diederich. Der „erweiterte Probebetrieb“ erlaube allerdings bereits eine „Maximalbelastung“ der Anlage. Es gehe darum, ein „volles Austesten“ zu gewährleisten.

Diederich und Schreyer sprachen außerdem über „gemeinsame Arbeiten“ an einem von beiden Seiten gewünschten Abfallwirtschaftskonzept für den Sondermüll im Großraum Berlin. Über die Frage, ob die SVA in Schöneiche vergrößert werden könnte, sei nicht gesprochen worden, sagte Diederich. Grundsätzlich sei die Anlage aber durchaus „erweiterbar“.

Der Probebetrieb der mit Westberliner Geld und von westlichen Herstellern gebauten SVA läuft schon seit November 1988. Der TÜV hatte dabei zunächst, wie berichtet, überhöhte Emissionen an Quecksilber und Dioxin ermittelt. Die DDR legte die Anlage daraufhin still. Im Winter gelang es Senatsgutachtern jedoch, mit einem neuen Verfahren die Giftwerte drastisch zu senken.

hmt

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