Eine Taschenlampe als Lügendetektor

■ Mit „Wenn du groß bist, lieber Adam“ (Egon Günther, 1965) - beschließt das Forum seine DDR-Tresorfilm-Reihe

„Die Zensoren waren ja auch ein bißchen dumm“ - es klang fast schon wie eine Entschuldigung, die Egon Günther nach der ersten öffentlichen Vorführung seines Films für diese Sepzies von Kulturverwesern fand. Nicht alles, was sich zwischen den Bildern verbarg, erregte ihren hellwachen Geist, vieles aber, und zumeist völlig Harmloses, ließ sie aufhorchen. Den müden Kraftfahrer-Kalauer zum Beispiel, „Schalten ist kein Geheimnis, das kann jeder hören“, fanden sie höchst gewagt, alldieweil Arglistige vielleicht unterstellen könnten, in diesem Lande gäbe es manches, was nicht für jedermanns Ohren sei. Dubios vielleicht auch, daß der Satz gerade aus dem Munde eines Pastors kommt, dem Manfred Krug ein paar kräftige Don-Camillo-Züge verleiht. Der „Adam“ jedenfalls wurde verboten.

Nun endlich auf der Leinwand, erweist er sich als eine kecke Komödie, die mit leichter Hand inszeniert - voller Wortwitze und überraschender Pointen - nicht um den heißen Brei herumschleicht. Adam, ein pfiffiges Bürschchen, sieht in Dresden einen fliegenden Schwan, der ihm wenig später (ist das etwa realistisch?) auf dem Teiche von Moritzburg eine Taschenlampe zuwirft. Keine normale, gewöhnliche, wie er bald entdeckt, denn als er sie auf seinen Vater richtet, schwebt er an die Decke. Ein Wunderding mit der magischen Kraft, Leute ihrer Lügen zu überführen. Die schrecklichen Folgen lassen sich ausmalen.

Bei denen, die sich ewige Liebe schwören, mag die Prüfung noch glimpflich ausgehen, schlimmer wird es beim Betriebsdirektor und beim Minister. (Der Chef: „Wenn man mich anleuchtet, werde ich zum Fixstern.“) Und am schönsten wäre es, die Lampe auf eine Kompanie Soldaten zu richten, die strammstehen zum Fahneneid... Diese Szene mußte auf ernste Ermahnung hin aus dem Drehbuch entfernt werden. Im Film ist sie als Schrift-Insert erhalten. Egon Günther würde sie gern nachdrehen. Jeder, der die geheimnisvolle Lampe erst unbedingt haben wollte, möchte sie schließlich schnell wieder loswerden. „Es ist unnötig“, meint Adams kluger Vater, „den Menschen so ins Herz zu schauen. Wenn wir ihnen nicht vertrauen, werden wir auf unserem Wege nur voranstolpern.“ Ein Prophet, wie sich zeigen sollte.

Jürgen Bretschneider

Wenn du groß bist, lieber Adam, von Egon Günther, DDR 1965

20.2. Arsenal, 20.00 Uhr