Beruferaten ohne Lembke

■ Nachfolge-Sendungen von „Was bin ich?“ am Start: „Ja oder nein“, 20.15 Uhr, ARD - „Heiter weiter“, 20 Uhr, SAT 1

Immerhin, Robert Lembke hatte es mit seinem Heiteren Beruferaten zur längsten Serie der bundesrepublikanischen Fernsehgeschichte gebracht. Genau 337mal in 34 Jahren war er mit seinem Ratespiel Was bin ich? und seinem bierernst -fröhlichen Team der Liebling der Fernsehnation. Doch kaum war der Nestor des Rätsel-Fernsehens verstorben, da ging der Streit um den Nachlaß auch schon los. Das Ergebnis wird heute abend präsentiert.

Aber während der Haussender von Lembke, der Bayerische Rundfunk, sich ein ganzes Jahr außerstande sah, einen Nachfolger für den heiteren Berufskundler zu benennen, war das Rateteam unter Führung von Guido Baumann bereits zu SAT 1 abgewandert. Es konnte den Verlockungen des Schweizer Schokoladen-Unternehmens Jacobs-Suchard nicht widerstehen, der die Nachfolgesendung Heiter weiter produziert und dafür vom Privatsender im Gegenzug kostenlos Werbezeit zur Verfügung gestellt bekommt (siehe taz vom 31.1.1990).

Daß es für Guido und die Seinen dabei nicht nur um Schokolade gegangen ist, liegt auf der Hand. Seit dem 16. Januar ist dort das alte Team mit Guido Baumann, Anette von Aretin und Hans Sachs aus Nürnberg nebst Neuzugang Anneliese Fleyenschmidt dabei, eine bekannte Persönlichkeit zu erraten.

In die Fußstapfen des Schweinchen-Verteilers („Welches Schweinderl hätten's gern?“) bei den Bayern ist nun Joachim Fuchsberger getreten, der, wie er selbst sagt, lange gezögert hat. Nachdem aber seine Haushälterin meinte: „Nun machen Sie das doch endlich, Herr Fuchsberger!“, konnte er sich Volkes Stimme nicht länger entziehen. In leicht renoviertem Zustand präsentiert die ARD den Dauerbrenner mit dem neuen Titel Ja oder Nein?. Allerdings geht es nicht mehr nur ums Beruferaten, sondern, dem Zeitgeist entsprechend, um „Beziehungsgeflechte“ zwischen einzelnen Menschen. Bei der Probe im November soll es ziemlich chaotisch zugegangen sein. So ganz ohne die Eidgenossen scheint es auch in dieser neuen Spielshow nicht zu gehen, denn der erste Mann an Fuchbergers Ratefront ist der Schweizer Komiker Emil Steinberger.

Mit von der Partie Alice Schwarzer, Gerhard Konzelmann und Vera Russwurm. Daß eine der beiden Sendungen zum Publikumsmagneten wird, ist ohnehin mehr als fraglich, gehen die beiden Rateteams doch nahezu zeitgleich über die Rampe. Die Zeiten, in denen Altmeister Lembke fast zehn Millionen FernsehzuschauerInnen erreichte, sind ohnehin vorbei; damals gab es nur zwei Programme, das Erste und das Zweite.

ks