Verschiedene Positionen-betr.: "Fehlende Flexibilität der Tarifparteien", taz vom 15.2.90

betr.: „Fehlende Flexibilität der Tarifparteien“, taz vom 15.2.90

Ständig wird vom Autor dieses Artikels eine flexible Haltung zur flexiblen Arbeitszeit von den Tarifparteien gefordert. Was aber in diesem Artikel fehlt, ist die Unterscheidung zwischen den grundsätzlich verschiedenen Positionen dazu: Erstens, die Orwellsche UnternehmerInnenforderung: Flexibilisierung des Menschen an den Bedürfnissen der Arbeit, eine ständige Abrufbereitschaft zur Erwerbsarbeit. Zweitens, die Forderung nach einer Anpassung der Arbeit an die Bedürfnisse der Menschen, was über die Einführung eines garantierten Grundeinkommens zur Befreiung von der Erwerbsarbeit führt. Dies ist wiederum der orwellsche Alptraum der UnternehmerInnen, die dabei nicht auch ihre eigene Möglichkeit zur Freiheit sehen.

Die Auswirkung der ersten Art von Flexibilisierung (Wochenendarbeit, Arbeit, wenn jemand ausfällt, wenn die Maschine läuft, wenn der Kunde ruft), wurde vor kurzem in einem sehr guten Beitrag der ARD als Scenario dargestellt. (Schade, daß er der TV-Redaktion entgangen ist, war sogar 20.15 Uhr.) Du hast als ArbeitnehmerIn ständig flexibel zur Verfügung zu stehen, wenn die Arbeit ruft, ohne die Möglichkeit, abzusagen, denn du brauchst die 30 Stunden. Ein „Freizeitleben“ auf Abruf für die Arbeit. Kontakt zu anderen Menschen wird auf Singletreffs reduziert. Gemeinsamkeit im Betrieb ist nur mit Robotern oder wie zu Hause mit Computern möglich. Du gehst als Mensch schlichtweg ein.

Für die jetzt anstehenden Regelungen würde ich diese Position unterstützen: 35 Stunden plus vier Prozent, kein Wochenende ohne Flexibilisierungsmöglichkeit, von mir aus maximal 20 Überstunden pro Monat (ab der 35-Stundenwoche) nach betrieblicher und perönlicher Vereinbarung in maximal sechs Monaten im Jahr. (...)

Ein Land, wo mensch nicht Kohle macht, sondern wo sich's für alle gut leben läßt, das wär doch mals was neues für unsere ImagewerberInnen. (...)

Axel Bretzke, Darmstadt