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Barschels Tod umstritten

■ Zeitung: Die Türe zu Barschels Zimmer wurde aufgebrochen

Berlin (taz/dpa) - Der Tod des früheren Ministerpräsidenten in Schleswig-Holstein, Uwe Barschel, bleibt weiterhin mysteriös. Uwe Barschel war kurz nach seinem Rücktritt am 11.Oktober 1987 in der Badewanne eines Zimmers im Genfer Hotel Beau-Rivage tot aufgefunden worden.

Die in Genf erscheinende Tageszeitung 'Tribune de Geneve‘ veröffentlichte gestern ein Foto, auf dem deutliche Spuren für ein gewaltsames Eindrigen in Barschels Zimmer zu sehen sein sollen. Nach der Darstellung des Blattes soll das Bild von den Polizeibehörden aufgenommen worden und ein Bestandteil der Untersuchungsakten sein. Zugleich dokumentierte die Zeitung ein Faksimile, das aus dem Polizeibericht stammen soll. Wörtlich heißt es darin: „Die Tür zeigte keinerlei Spur einer gewaltsamen Öffnung.“ Der tote Barschel war von zwei Reportern der Hamburger Illustrierten Stern entdeckt worden. Einer von ihnen bestätigte gestern gegenüber der taz nochmals den Inhalt seiner früheren Vernehmung in Genf: Die Türe zu Barschels Zimmer sei nicht verschlossen gewesen und hätte auch keine Einbruchsspuren aufgewiesen.

Die Schweizer Untersuchungsrichterin Claude-Nicole Nardin hatte nach einjähriger Ermittlungsarbeit auf Selbstmord durch Medikamentenvergiftung entschieden. Die Familie Barschel vertritt dagegen den Standpunkt, daß der CDU -Politiker ermordert worden sei. Frau Nardin, die im Verlauf der Untersuchung zunehmend kritisiert wurde, wollte zum Bericht der Genfer Zeitung gestern keine Stellung beziehen: „Ich bin überlastet und habe keine Stellungnahme abzugeben“, sagte sie.

Der Anwalt der Barschel-Familie, Jaques Barillon, erklärte, daß sich das Foto von Anfang an in den Akten befunden habe. Es sei aber nicht das „einzige verwirrende Element“, das er bei deren Durchsicht im Oktober letzten Jahres gefunden hätte. Aus einem beschädigten Schloß allein ließen sich keine gültigen Schlüsse ziehen. Es gebe aber „viel bedeutendere Einzelheiten“, über die er zur Zeit aber nicht reden könne.

Wg

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