Armee-Einsatz im Kosovo

Belgrad/Berlin (dpa/taz) - Das jugoslawische Bundespräsidium hat gestern in einer Krisensitzung den erneuten Einsatz von Armee-Einheiten im Kosovo beschlossen. In der Provinz waren starke Polizei- und Armee-Einheiten im Einsatz. Die Sicherheitskräfte sollten den „blutigen Dienstag“ verhindern, den Albaner nach Angaben von Serben angekündigt hatten. Im Belgrader Präsidium wurde energisches Vorgehen von Armee und Polizei gefordert, um Ruhe zu garantieren, damit die Veränderungen vorangebracht werden könnten. Maschinen der Luftwaffe flogen im Tiefflug über Städte der zur Teilrepublik Serbien gehörenden Provinz Kosovo.

Dort ist der Streik umfassend, mit dem die kosovoalbanische Bevölkerung seit Wochenbeginn gegen die Repressionsmaßnahmen vor den serbischen Behörden protestiert. In mehreren Städten wurde gestern demonstriert. Obwohl am Wochenende mindestens drei Albaner durch Schüsse der serbischen Polizei ums Leben kamen, rufen die albanischen Organisationen weiterhin zu friedlichen Massendemonstrationen auf. Gestern versammelten sich Zehntausende in Pristina zum stummen Protest. Die Demonstranten forderten den Abzug der Sondertruppen der Polizei, Parteienpluralismus und Pressefreiheit. In einem Appell an die Jugend des Landes warnten Studenten, sich nicht in Provokationen verwickeln zu lassen. Kritisch wurde die Situation, nachdem sich in der mehrheitlich von Serben bewohnten Stadt Kosovo Polje Zehntausende Serben versammelt hatten, um Richtung Pristina zu marschieren, und nach Waffen riefen. Die Polizei soll nach Augenzeugenberichten den Marsch verhindert haben.

Roland Hofwiler