Fedelhören: Wohnungen in Sicht

■ Zwei neue Häuser stehen ab nächster Woche zur Verfügung / Besitzermeldet Regressansprüche an

Das Wohnungsproblem für die 23 Obdachlosen, die zur Zeit noch das Haus Fedelhören 45 besetzt halten, ist im Prinzip gelöst. An fünf BesetzerInnen konnte privat Wohnraum vermittelt werden, für 12 Drogenabhängige steht im Bremer Stadtteil Kattenturm ein Haus zur Verfügung und für sechs Alkoholkranke eins im Bremer Westen. Organisatorisch ist alles geklärt, es bedarf nur noch der Zustimmung eines Beirates.

Damit löst sich ein Problem, das seit der Unterzeichnung des Nutzungsvertrages für das im November besetzte Haus die BesetzerInnen existentiell bedrohte. Der Vertrag, im Dezember zwischen der Sozialbehörde und dem Eigentümer abgeschlossen, läuft Ende des Monats aus. Die Behörde hatte sich gegenüber dem Besitzer verpflichtet, daß das Haus bis Ende Februar geräumt sei, und den BesetzerInnen zugesagt, für sie neuen Wohnraum zu besorgen. Bis zur letzten Woche war für die BewohnerInnen noch nicht klar, ob sie ab März unter der Weserbrücke, im Bürgerpark oder in einer alternativen Wohnung verbringen könnten. Und das, obwohl sie in zahlreichen Offenen Briefen, Anfragen und Gesprächsangeboten immer wieder den Kontakt mit der Behörde gesucht hatten. Durch das Engagement der unterstützenden Verbände „Verein für Wohnungshilfe“ und „Verein für Alleinstehende Wohnungslose“ wurde jetzt eine Lösung mit einzelnen Behördenvertretern ausbaldo

wert.

In Kattenturm entsteht eine betreute Wohngemeinschaft für zehn bis zwölf Drogenabhängige. Betreuen soll die „Drogenhilfe“, die beiden dafür vorgesehenen Stellen aus dem Pflegesatz der Sozialbehörde finanziert werden. Das Konzept dürfte dem der Roonstraße nahekommen: Suchtbegleitende Betreuung, die zwar auch Ausstiegswege weisen kann, aber doch vornehmlich auf die Stabilisierung der aktuellen Lebensphase der Abhängigen ausgerichtet ist.

Die Betreuung der sechs Alkoholkranken, für die ein Haus im Bremer Westen zur Verfügung steht, sollen zwei Mitarbeiter aus

dem Jacobus-Haus übernehmen, da dort zwei Stellen in der Beratung frei werden, willigte das Haus gestern ein, für die Betreuung zu sorgen. Heute soll ein entsprechender Vertrag bei der Sozialbehörde vorgelegt werden, der dann nur noch abgesegnet werden muß.

Der Vertreter des Wohnungsinhabers, der Bremer Bauunternehmer Rolf Kirchner, hat das Haus Fedelhören bereits besichtigt. Er habe erhebliche Schäden am Treppengeländer, an Türen und Fenster entdeckt. „Praktisch alles, was kaputt gehen kann, ist hinüber“ erklärte er gegenüber der taz und verwies auf die Regresspflicht der Sozialbehörde.

Die offizielle Begehung ist allerdings erst am nächsten Montag. Der Schaden, den Kirchner festgestellt haben will, liege „unter 100.000 Mark“.

Von solchen Schäden weiß beim Verein für Wohnungshilfe niemand. „Wir haben uns verpflichtet, nach der Räumung erst einmal mit einer Putzkolonne sauber zu machen“, wiegelte Anne Löhr die Aufregung des Unternehmers ab. Nach ihren Beobachtungen seien weder Stuckverzierungen noch die wertvollen bleigefaßten Türen hinüber. „Vielleicht ist das eine oder andere Schloß defekt, ansonsten gab es hier keine gravierenden Schäden.“

Markus Daschner