„Vorstadtkrokodile“ besetzen Haus

München (taz) - Keine zwei Stunden dauerte gestern eine Hausbesetzung im Münchner Stadteil Haidhausen. Eine Gruppe von etwa zwanzig Obdachlosen, die alle beim Wohnungsamt die Dringlichkeitsstufe eins haben und spätestens nächste Woche auf der Straße sitzen würden, wollten nicht mehr länger warten und hatten am Vormittag zwei leerstehene Häuser besetzt. Die „Vorstadtkrokodile“, so der Name der Gruppe, forderten vom grünen Kommunalreferenten, Georg Welsch mit dem sie verhandelten, längerfristige Nutzungsverträge. Die leerstehenden Gebäude gehören nämlich der Stadt. Von SPD -Oberbürgermeister, Georg Kronawitter, hatte Welsch für seine Verhandlungen mit den Besetzern grünes Licht bekommen. Doch noch während der Verhandlungen schritt die Polizei eigenmächtig ein um zu räumen. Der Großteil der BesetzerInnen hatte zu diesem Zeitpunkt das Haus freiwillig verlassen. Neun Personen wurden jedoch vorläufig festgenommen und aufs Polizeirevier zur Personalienfeststellung geschleppt. Die neun waren über das Dach des Hauses geflüchtet. Die Polizei verfolgte sie und nahm sie im Speicher des Nachbarhauses fest. Begründung des Polizeisprechers: Die Festnahme sei notwendig gewesen, „um den Rechtsanspruch der Stadt München zu sichern“. Wie sich herausstellte, hatte Oberbürgermeister Kronawitter nämlich doch Strafantrag gestellt und der Polizei damit eine Rechtsgrundlage verschafft. Aus Angst vor den Wahlen solche Aktionen herauszufordern, ließ Kronawitter räumen. Gleichzeitig sicherte er den BesetzerInnen Wohnraum zu. Gegen das eigenmächtige Vorgehen der Polizei protestierte die grüne Stadtratsfraktion und betonte, daß die Räumung gegen den Willen ihres Referenten, Welsch, durchgeführt wurde.

lui