Glubschäugig durch die Wüste

■ Marty Feldmans „Drei Fremdenlegionäre“, ARD, 0.00 Uhr

Früher war zwar nicht alles, aber doch so manches besser, zumindest in der Fernsehunterhaltung. Den älteren unter uns Berufsjugendlichen, speziell den Televeteranen, springen vor Begeisterung die Augen aus den Höhlen, denken sie - wir - an TV-Serien wie Monty Pythons Flying Cirus, Dave Allen at large oder Marty Feldmans verrückte Comedyshow.

Marty Feldman, das war dieser kauzige Brite jüdisch -sowjetischer Abstammung, der mit seinen hervortretenden Glubschaugen ein Gesichtsfeld von grob geschätzt 240 Grad zu kontrollieren vermochte. Dieses „augenfällige“ Merkmal, diese seinen schrägen Humor wunderbar unterstützende groteske Physiognomie zog sich Feldman zu, als er nach einem Verkehrsunfall im Jahre 1961 einen Schock erlitt, der eine chronische Schilddrüsenstörung zur Folge hatte. Die ausgekugelten Augäpfel entsprachen zwar weder dem damaligen noch heutigen Schönheitsideal, gaben aber der Karriere des jungen Komikers den entscheidenden Schubs. Seine vorherigen Versuche, als Jazztrompeter zu reüssieren, waren ebensowenig von Erfolg gekrönt gewesen wie seine Auftritte als Indianerdarsteller in Westernshows.

Im geschichtsträchtigen Jahr '68 war's, da Marty Feldman eine eigene Fernsehshow bekam, in der er herrliche bescheuerte Beispiele des verqueren britischen Humors zum besten gab, die - erstaunlich genug - in den frühen Siebzigern vom deutschen Fernsehen übernommen wurde und sich rasch eine eingeschworene Fangemeinde erwarb.

Auch im Kino war Feldman präsent: in Mel Brooks Frankenstein jr. beispielsweise spielte er das bucklige Faktotum Igor. In vergleichbar parodistischer Absicht entstand 1977 nach eigenem Buch und unter eigener Regie der Spielfilm Drei Fremdenlegionäre, der im Original viel komischer, weil anspielungsreich The Last Remake of Beau Geste betitelt wurde. Feldman bezog sich damit auf die vielen Verfilmungen des Romans Beau Geste von Percival Christopher Wren, pathetische Heldenepen zumeist, die von Feldman in seiner „endgültigen“ Version gehörig auf die Schippe genommen werden. Von wüstem Klamauk bis hin zur nadelspitzen Satire gegen Militarismus und verlogene Heldenverehrung ist dabei alles erlaubt. Feldman schleicht sich gar - Woody Allens Zelig vorwegnehmend - in einen anderen Film, nämlich das veralberte Vorbild aus dem Jahre 1939 (das auch schon ein Remake war), in dem Gary Cooper den Beau Geste verkörperte. Niedergeschlagen sitzt Cooper am Tisch, ein Fremdenlegionär weit weg von zu Hause, und Digby Geste alias Feldman tröstet ihn mit einem gepflegten Joint.

Bei Feldman spielt Filmbeau Michael York den Beau Geste, der einen wertvollen Edelstein vor seiner geldgierigen Stiefmutter Flavia (Ann-Margret) in Sicherheit bringen muß. Das böse Stiefmütterchen kommt dem in die Fremdenlegion entwichenen Schönling auf die Spur, als sein unschuldig einsitzender Bruder Digby entlassen wird und ihm unverzüglich in die Wüste folgt. Eine wirre Geschichte, fürwahr, aber das ist noch längst nicht alles, was Feldman und sein Co-Autor Chris Allen sich haben einfallen lassen. Neben Marty Feldman spielen Peter Ustinov und Trevor Howard weitere Hauptrollen.

Wer aber wagt es, öffentlich-rechtlich oder privat, die alten Marty-Feldman-Shows zu wiederholen, damit auch die nachgewachsene Generation mal einen Eindruck bekommt davon, daß es ein Leben vor Mike Krüger, Jürgen von der Lippe und auch Karl Dall gegeben hat?!

Harald Keller