Big Mäc auf dem Weg zum Umweltengel?

Ein halber Schritt der Fastfood-Kette McDonald's: Mehr Recycling geplant, aber verstärkter Gebrauch von Mehrwegverpackungen noch nicht in Sicht / Auch ein selbstverwaltetes Öko-Abfallforschungsinstitut plant für den Imbiß-Multi / Für Plastikverpackungen künftig ein eigenes Recyclingsystem angepeilt  ■  Von Mathias Lahmann

Die eingefleischten HäppiMäc-Kundinnen reiben sich in diesen Tagen verblüfft die Augen, wenn sie sich in „ihrem“ Standardinventar-Ambiente niederlassen, um die tägliche Ration McDonald's in Pappe, Plastik und Styropor zu verzehren: Auf dem Selbstbedienungstablett weist als Papierserviette eine Hausmitteilung darauf hin, daß McDonald's ja nun wirklich kaum etwas mit der Vernichtung der Regenwälder zu tun habe und nahezu alle Mäcs aus heimischen Fleischreserven produziert würden. Leicht verunsichert darf sich die Tischnachbarin zur Rechten mit ihrer Papierserviette darüber freuen, daß McDonald's -Verpackungen schon seit über zwei Jahren aus FCKW-freiem Material bestehen. Die Botschaft: Der Burger-Konzern ist unschuldig an der umweltgefährdenden Vergrößerung des Ozonlochs.

Deutlich ist zunächst, daß sich in der Öffentlichkeitsarbeit von MdDonald's einiges geändert hat. Direktor Peter Oehl von der deutschen McDonald's-Zentrale in München strengt sich an, ein völlig neues Bild von der Fastfood-Kette in der Öffentlichkeit zu vermitteln. Da informieren Broschüren über die vernünftige uand gesundheitsorientierte Ernährung durch McDonald's-Produkte, da beschreiben Dossiers das Sozial- und Umweltengagement des Konzerns, da entwickeln Konzeptpapiere neue Perspektiven in der Müllvermeidung und der Wiederverwertung in McDonald's -Restaurants.

Doppelseitige Anzeigenkampagnen in Polit-Illustrierten laden zum Dialog mit der Firmenzentrale über Umweltfragen ein und (nicht nur) Provinzblätter drucken dankbar gezielte Presseerklärungen ab, die McDonald's als ökologiebewußt erscheinen lassen.

Der für solche Kampagnen notwendige Millionenaufwand ist kein Schnellschuß aus der Hüfte, im Gegenteil. Geprobt wird die Imageänderung im großen Stil. Gerade in den Ländern der „Ersten Welt“ entwickelten sich ökologisch-sozial motivierte Vorwürfe (Regenwaldvernichtung, Verpackungswahnsinn, menschenunwürdige Personalbehandlung, völlig falsche Ernährung) zu konzerngefährdenden Bumerangs: So trafen restriktive Umweltbestimmungen in einzelnen Staaten der USA die „Einweg„-orientierten Restaurantketten empfindlich. Die öffentliche Sympathie für „Standardeinrichtung“ und „Fastfood-Snack“ schien merklich zu schrumpfen, und die Konzerne mußten mit Umsatzverlusten rechnen.

Nach ausführlicher Klausur gaben die Konzernbosse im wahrsten Sinne des Wortes „grünes“ Licht: Mit allen Anstrengungen versucht McDonald's als erster Fastfood -Konzern das Image des „umweltfreundlichen Schnellrestaurants“ zu erreichen, um auch weiterhin die Position des Marktführers auszufüllen. Die zahlreiche Konkurrenz wird entweder das Nachsehen haben oder als „ewig Zweite“ mitziehen müssen.

Allerdings: zu früh gefreut, wer meint, daß sich die Mäc -Shops zu alternativen Imbißbuden mit Steinguttellern und „Jute statt Plastik“ verändern werden. Am Beispiel „Müllverwertung“ wird deutlich, daß sich an der Geschäftsphilosophie der Wärme- und Wegwerfpackungen vorerst kaum etwas ändern wird, obwohl der Übergang zur recycelbaren Umhüllung ein erster halber Schritt zur umweltfreundlicheren Imbißbude ist.

Nach genauer Analyse der eigenen Restaurantabfälle wurde die Schweizer Firma Belland beauftragt, einen recycling -geeigneten wasserlöslichen Kunststoff für die unterschiedlichen Verpackungen zu entwickeln, der sich unter besonderen chemischen Bedingungen löst und ausflockt. McDonald's scheute sich nicht, auch selbstverwaltete Öko -Betriebe wie die Münchner „Biotechnische Abfallverwertung“ (BTA) anzusprechen. Die sind in der Lage, maßgerechte Anlagen zur umweltverträglichen Abfallverwertung zu entwickeln und zu bauen. In deren Forschungsbetrieb wurde in mehreren Versuchsreihen erfolgreich gestestet, daß die spezifischen McDonald's-Abfälle wiederverwertet werden können. Die BTA-Anlage erzielt aus organischen Industrie und Hausmüllabfällen in einem Vergärungsprozeß Biogas und Rohmaterial für die Kompostgewinnung. Und der neue McDonald's-Kunststoff kann in diesem Verfahren abgeschöpft und bedingt wiederverwendet werden. Direktor Oehl macht geltend, daß man sich dabei nicht von den kommunalen Recyklingsystemen abhängig machen, sondern eine eigene Logistik im Recyclingwesen aufbauen wolle, aus technischen und finanziellen Gründen: der neue, teure Verpackungsrohstoff ließe sich aus den kommunalen Anlagen nicht herausfiltern. Es war eben schon immer etwas teurer, ein besonderes Image zu haben. Und den Umweltengel gibt's auch nur bei geschlossenen Recycling-Systemen.

Die alternativen Abfallforscher sind nicht nur glücklich über die sicher lukrative Zusammenarbeit mit dem Burger -Konzern. Manch linkem Geldeinleger der BTA wurde es mulmig bei dem Gedanken, daß der eigene Betrieb ausgerechnet für einen Abfallerzeuger arbeiten mußte, der sich bislang seiner verschwenderischen Verpackungsorgien auch noch öffentlich rühmte.

Zusätzlich geriet die Firma in ein schiefes Licht, als McDonald's in seinen Anzeigenkampagnen von „Förderung“ der BTA sprach. Ein Großteil der Finanzmasse, über die die Münchner heute verfügen können, stammt aus öffentlichen Töpfen und die sind (ebenso wie die linksorientierten BTA -Kommanditisten) überhaupt nicht erfreut über verdeckte Doppelförderung durch Unternehmen, die dadurch ihre persönlichen Wirtschaftsinteressen verfolgen.

Grundsätzlich allerdings scheint sich hier ein Geschäft abzuzeichnen, das auch durchaus für andere selbstverwaltete Betriebe mit Aussicht auf finanziell verwertbares Know-how eine erkennbare Entwicklungslinie darstellt.

Die „ökologische Alternative“ an sich kann auf Dauer für die BTA jedenfalls nicht darin bestehen, prinzipiell auf geschäftliche Verbindungen zu verzichten, die wie diese die Wirtschaftlichkeit des Unternehmes kontinuierlich garantieren.

BTA jedenfalls versucht, die von ihnen konstruierten Anlagen an alle Interessenten zu verkaufen und so die Technologiemöglichkeiten (die im Rahmen von Energie- und Müllverwertung tatsächlich bestehen) unter die spezifischen Interessenkreise zu bringen. Immerhin hat BTA dem Fastfood -Konzern noch eine Produktlinienanalyse abgenötigt, mit der festgestellt werden soll, ob die Einwegmentalität mit Blick auf die ökologischen Probleme überhaupt noch ökonomisch sinnvoll ist.

Wenn McDonald's wirklich auf Umweltbewußtsein setzen will, kann hierdurch die Umorientierung eines Marktes Gestalt annehmen, an dem ganz andere Umweltverschmutzer aus geschäftlichen Gründen teilhaben müssen. Eine breite Reform im Umweltbewußtsein könnte vorsichtig Farbe gewinnen aufgrund von Markt- und Machtkämpfen der Konzerne, wie sich das in manchen Branchen bereits zart angedeutet hat.