Kreative „Mickey-Mouse„-Firmen

■ „Bremer Medienhaus“ beherbergt Werbemacher samt millionenschwerer Computerausrüstung

Das Schwachhausener „Medienhaus“ hat Stil; Säulen und Freitreppe. Hier könnte Frau Marketingleiterin gut mit ihrem neuen Jaguar vorfahren. Auch in der Eingangshalle würde sie sich wohlfühlen, alles in weiß, grau und schwarz gehalten. Und an der Stirnwand hebt sich das Firmenzeichen ab. Bonbonrosa: „M.“. Um Mißverständnissen vorzubeugen: Das „M“ bezieht sich nicht auf die Maskulinität der mindestens acht Jungunternehmer, sondern steht für „Das Bremer Medienhaus.“ In den gepflegten Büroräumen wird unsere Marketing-Chefin nicht nur auf viele Macher, sondern auch auf viele Computer treffen. Sind hier

doch gegenwärtig sechs und bald neun hochspeziealisierte Kleinunternehmen aus der Werbe-und Medienbranche versammelt, die alle auf „High-Tech“ stehen. Das „Equipment“ der „D.I.N.O Productions“ allein dürfte drei Millionen Mark wert sein. Die „Macher“, wie sie sich selbst im Pressetext bezeichnen, können unserer Marketing-Chefin fast alles bieten: Vom klassischen Werbetext, über den Rundfunkspot (eigenes Tonstudio vorhanden) bis zur „Computer-Animation“, dem neuzeitlichen Werbetrickfilm, einem teuren Produkt der digitalisierten Bildverarbeitung. Außerdem Beratung für die Unternehmensphilosophie - welche vornehm „Corporate Identity“ heißt und ihren Ausdruck sowohl im Briefkopf als auch im Verwaltungshochhaus finden kann.

Seit gestern ist das „Bremer Medienhaus“ auch offiziell in Betrieb, inclusive Wirtschaftssenator und Ananashäppchen vom Partyservice wurde es eingeweiht. Motor des Medienhauses war die Firma „D.I.N.O. Productions“. Sie gab ihren Berliner Standort auf, weil sich dort kein privater Vermieter gefunden hatte, der einem Club von „Mickey-Mouse -Unternehmern“ ein Objekt vermietet hätte. Und Bremen fand sich solch ein Vermieter: Die senatseigene „HIBEG“. Von der Wirtschaftsförderungs

gesellschafdazu animiert, renovierte sie als Hauptmieter die Prunkvilla an der Schwachhauser Heerstraße, für 820.000 Mark und vermietete sie unter an die Medienhäusler, die zur Hälfte aus anderen Städten zu dem Projekt gestoßen sind, um sich „zu vernetzen“. Der Wirtschaftssenator hat sich von der Investition versprochen, Bremens Attraktivität als Industriestandort zu erhöhen,

denn künftig kann er investitionswilligen Managern für sämtliche Marketing-Services „das Bremer Medienhaus“ empfehlen. Doch nur von Bremer Kundschaft können die maskulinen „Medienhaus-Macher“ nicht leben. Die Auftraggeber heißen 3-Sat und IBM, VW und Mercedes. Unsere Werbe -Managerin dürfte daher ein auswärtiges Kennzeichen auf ihrem Jaguar haben.

B.D.