676.000.000 Mark für den S-Bahn-Südring

■ Die Wiederinbetriebnahme der alten Linie wird immer teurer: Von der Bauverwaltung eingeschaltete Gutachter kamen auf eine erneute Verteuerung von 91 Millionen Mark / Angeblich kein Spielraum mehr bei den verkündeten Eröffnungsterminen

Mit ihrer Mäkelei an den vorgesehenen Kostensteigerungen und Eröffnungsterminen beim Ausbau des Südrings der S-Bahn haben die Kritiker nach Ansicht von Bausenator Nagel (SPD) nicht recht behalten. Als Beleg präsentierte er gestern die zusammengefaßten Ergebnisse von zwei Gutachten der Deutschen Eisenbahn-Consult und des Bundesbahn-Experten Prof. Karl Endmann, nach denen der S-Bahnbau unter dem Strich nicht billiger erfolgen kann - sondern, im Gegenteil, noch teurer wird. Dem Senator zufolge bestätigten die Gutachter auch rundweg die Auffassung seiner Behörde, daß an den verkündeten Eröffnungsterminen nichts mehr zu knautschen ist. Wie berichtet, soll der Südring im Abschnitt Westend -Schöneberg im Zehn-Minuten-Takt Ende 1992 und bis Bahnhof Sonnenallee Ende 1994 in Betrieb gehen.

Laut Nagel ermittelten die Gutachter für die Arbeiten am Südring nunmehr Gesamtkosten von 676 Millionen Mark. Das sind noch einmal 91 Millionen Mark mehr, als die Bauverwaltung im Oktober 89 errechnete. Ursprünglich hatte man in Bonn nur 387 Millionen Mark beantragt. Die letzte Schätzung von 585 Millionen Mark hätten die Gutachter vor allem im Bereich der Reparatur und des Neubaus von Brücken und Bahnhöfen noch einmal nach oben korrigiert, so der Leiter der Abteilung Bahnbau, Kapp.

Immerhin unterbreiteten die Eisenbahn-Consult und Endmann auf der Basis ihrer neuen Zahl eine Reihe von Einsparungsvorschlägen, die das Staatssäckel um 88 Millionen Mark entlasten würden. Diese Vorschläge schmälerten allerdings teilweise die Attraktivität der S-Bahn und könnten deshalb nicht in vollem Umfang akzeptiert werden, sagte Nagel. Sinnvoll ließen sich allenfalls 40 Millionen Mark einsparen.

Unter anderem wolle sich die Bauverwaltung der Gutachterempfehlung anschließen, beim Erd- und Gleisbau auf eine rund 20 Zentimeter dicke Sandschicht unter dem Schotter zu verzichten. Der Spareffekt hierbei: rund 18 Millionen Mark. Weitere sieben Millionen ließen sich dadurch einsparen, indem man die BVG-Betriebs- und Versorgungsanlagen auf das Minimum reduzierte, teilte Nagel mit. Teilweise akzeptiert werde der Vorschlag, eine Reihe ursprünglich geplanter zusätzlicher Zugänge zu Bahnhöfen zum Beispiel durch den Bau von Fußgängerbrücken vorerst nicht zu realisieren. Dies bringe noch einmal sieben Millionen Mark. Als unakzeptabel bezeichnete der Senator demgegenüber den Bau von weniger Gleisverbindungen und Aufstellgleisen sowie die Einrichtung personalfreier Bahnhöfe. Auch das Ansinnen der Gutachter, bei der Ausstattung der Bahnhöfe mit Aufzügen und Fahrtreppen die Sparschere anzusetzen, sei abzulehnen. Es widerspreche dem Behindertenprogramm des Senats.

Die umstrittene elektronische Zugsicherung ist für die auf Drängen von AL und SPD eingeschalteten Gutachter zwar im Prinzip die richtige Wahl. Wie zuvor schon andere Experten weisen aber auch sie auf die bekannten Lieferrisiken für die neue Technik hin.

thok