Autorinnenlohn, dt.-dt.

■ Buchproduktion: Was unterm Strich dann übrigblieb

Acht Jahre lang hat Ruth F. an einem grundlegenden, umfassenden und in vielerlei Hinsicht einmaligen Buch gearbeitet, bis es dann 2.000 Seiten stark auf den Markt kam: eine Geschichte des Berliner Theaters von den Anfängen bis 1945. Acht Jahre lang war die Sisyphusarbeit an dem Wälzer für Ruth F. aus Ostberlin die Eintrittskarte in Archive auch jenseits der Grenzen. Dann wurde das Werk zum Subskriptionspreis von 98 Mark in Ost wie West vertrieben; wenige Monate später kostete es 128 DM/M. Soviel zur Vorgeschichte. Das war 1988.

Jetzt ist Ruth F. in der glücklichen Lage, dank ihrer Autorinnenschaft und nach acht Jahren Schreibens über ein Devisenkonto mit rund 900 DM zu verfügen: Der DDR-Verlag Henschel druckte das Buch in 10.000 Exemplaren für den Vertrieb im eigenen sozialistischen Lande und er verkaufte 1.500 weitere Bücher mit anderem Deckblatt, gegen 30 harte DM pro Stück an den BRD-Verlag Aragon, der wiederum das Werk für besagte 98 bzw. 128 DM weitervertrieb.

Ruth F. erhielt für jedes der 1.500 Westexemplare 2,50 Mark der DDR, umgerechnet in DM blieben davon nur 37,5 % abzüglich 15 % Verwaltungsgebühr. Summa summarum rund 89 Pfennig pro Buch, für die eigens ein Devisenkonto eingerichtet wurde. Verfügen durfte Ruth F. bis Januar 1990 über das Konto nur: entweder über Abheben in Mark der DDR oder in Form von Forumschecks zum Einkaufen in Intershops oder aber bei genehmigten Reisen in einem nicht sozialistischen Land in einem vom Minister genehmigten Tagessatz. Gestern spendierte Ruth F. ihrem Ehemann einen Kaffeebesuch in Bremen - in harten DM Autorenlohn, versteht sich.

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