Gehüpfe, Geplätscher, Getue

■ Ich Mensch - Du Maschine: Brain & Body in der Angestelltenkammer - ein Verriß

Ich sollte mehr auf meine Vorurteile hören. Die hatten mir nämlich verschärft von „Brain & Body“ abgeraten. Wie recht sie hatten!

Aber ich folgte natürlich meinen Vorurteilen nicht, aus Angst, möglicherweise ein Banause zu

sein. Wer will das schon? Jedenfalls ist meine Schlußfolgerung - angesichts der ohnehin verschwommenen Grenze zwischen gutem Geschmack und schlichtem Verarschtwerden - aus der freitäglichen Zumutung, mir mehr Banausentum zuzugeste

hen. Es gibt eben nichts ohne Risiko.

Doch nun zum Eigentlichen. Angekündigt war eine Performance - wir erinnern uns: im Rahmen des Symposiums „Ich Mensch Du Maschine“ - in der unter anderem „lustvoll und unkonventionell“ mit Musikcomputern umgegegangen werden sollte, „provokante elektronische Klänge“ sollten „imaginären Musikdramen“ entgegengesetzt, in musikalischer und musiktheatralischer Form sollte der verbreitete Gegensatz von „brain“ und „body“ zugunsten einer nichthierarchischen Einheit aufgehoben werden.

Vielversprechende Ansprüche, die mich meine Ressentiments allen „Performance“ betitelten Veranstaltungen gegenüber überwinden ließen - s.o. Allein die Umsetzung, an ihr mangelte es schmerzhaft.

Seichtes Geplätscher

Was Wolfgang Martin Stroh seinen Computern und Synthesizern entlockte, war selten mehr als seichtes Geplätscher. Ab und zu tauchten zu Geräuschwällen zusammengeschobene Sounds auf, die, in einen entsprechenden Zusammenhang einegebettet, inter

essante Momente hätten sein können. So verdeutlichten sie nur umso eindringlicher den ihnen fehlenden Rahmen. Die meisten aktuellen House- oder Hiphop-Scheiben sind Ausdruck eines kreativeren Einsatzes von Musikcomputern und Technik allgemein in der Musik.

Dazu das unsägliche Gehüpfe und Getue von Peter Bayreuther. Zusammenhanglose Parodie-Versuche, die sich auf dem ermüdendem Niveau von öffentlich-rechtlichen Karnevalssendungen bewegten. Er langweilte mit einschläferndem „Wie-nähere-ich-mich-meinem-ganz -persönlichen-Karma-für Anfänger„-Singsang oder „Hach-was -bin-ich-ironisch„-Alltagssatzfetzen, da half auch die Step -by-Step-Platte nichts.

Improvisation wurde in dieser Performance ihrer kreativen Konnotation beraubt, stattdessen lediglich auf ein „Nichtfestgelegt-Sein“ reduziert.

Um der Chronistenpflicht zu genügen, darf nicht verschwiegen werden, daß das Programm durchaus nicht allen Anwesenden mißfiel, ich konnte nicht verhindern, daß diese sich eine Zugabe applaudierten. Montezuma Schmid