Elendiges „Kick and Rush“

■ Elfmeter und ein Eigentor waren die Höhepunkte bei der Begegnung Blau-Weiß - Hertha Eintracht Braunschweig / Herthaner mit guten Chancen für den Aufstieg

Trostlose Premiere nach der Winterpause im Olympiastadion. Dabei waren die Voraussetzungen für ein interessantes Fußballspiel gegeben. Die gastgebenden Blau-Weißen, von Niederlagen in dieser Saison arg gebeutelt, hatten durch einen Sieg über Osnabrück Hoffnung auf bessere spielerische Leistungen geweckt. Die Gäste aus Braunschweig mußten nach 2:10 Punkten unbedingt gewinnen, um wenigstens noch ein bißchen an den Tabellenaufstieg denken zu können.

Fast doppelt so viele Besucher wie sonst (2.323) konnten sich gestern über eine muntere erste Viertelstunde freuen. Da bekamen sie die heutzutage so seltene Variante des klassischen englischen „kick and rush“ zu sehen: Ball nach vorne treten und mal schauen, was daraus wird; auf diese Weise blieb niemand lange im Ballbesitz. Dafür gab es vier gelbe Karten für das übliche Gehacke und Getrete.

Was ein taktisches Konzept hätte sein können, entpuppte sich denn als platte Unfähigkeit, den Fuß zum sinnvollen Umgang mit dem Ball zu gebrauchen, letzteren beispielsweise über die ungeheuerliche Distanz von fünf Metern zum Mitspieler rollen zu lassen. Aber solches Spiel provoziert Tore: zum ersten Male nach zwölf Minuten, als sich im Strafraum die Wege des Stürmers Deffke und des Torwartes Hain kreuzten. Der Gran Canaria-gebräunte Schiedsrichter Birlenbach empfand dies als regelwidrig, so durfte Drabow per Elfmeter das 1:0 für die Berliner schießen.

Ebenso kurios der Ausgleich kurz vor der Halbzeit. Nach einer Ecke köpfte Braunschweigs Lellek an die Latte und Berlins Levy „rettete“ ins eigene Netz. In der zweiten Hälfte nahmen die erstklassigen Demonstrationen technischer Fehler überproportional zu, nur einmal noch strapazierte Eintracht-Torjäger Buchheister den Aluminiumpfosten, sonst beide Teams nur die Nerven des tapfer ausharrenden Publikums.

Die Herthaner dagegen scheinen ihre Drohungen wahr machen zu wollen aufzusteigen. Die Mannschaft aus Berlin gewann auswärts mit 3:0 beim Mitkonkurrenten MSV Duisburg und hüpfte damit zum zweiten Male an die Tabellenspitze. Immerhin 14 Mal hintereinander hatten die „Zebras“ aus dem Ruhrpott nicht verloren, doch wirklich schlitzohrig überstanden die Herthaner den gegnerischen Angriffswirbel der ersten halben Stunde und nutzten ihrerseits alle drei sich ihnen bietenden Chancen zum Torerfolg.

Schmiernick